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Ein Standpunkt von Felix Feistel.
Die Vogelgrippe bei Kranichen und infolgedessen auch bei Nutzgeflügel scheint kein Ende zu finden. Bereits seit Mitte Oktober wird von Ausbrüchen der Krankheit berichtet und mehrere Landkreise im Nord-Osten Deutschlands ergriffen schon bald erste Maßnahmen. Darunter der Landkreis Vorpommern-Greifswald, der nach dem vermeintlichen Nachweis von H5N1 bei gerade einmal zwei Kranichen eine Allgemeinverfügung erließ. Die Kraniche, die sich aktuell auf ihrem Weg in den Süden befinden und dabei Zwischenstation in Deutschland machen, sollen in diesem Jahr besonders von der Vogelgrippe betroffen sein. (1) Befürchtet wird, dass die Tiere auch Nutzgeflügel in großem Umfang anstecken könnten, wenn die Tiere sich auf abgeernteten Feldern niederlassen, um dort die Reste zu fressen.
Die Dynamik der Krankheit nimmt zu – zumindest medial. Der rbb hat sogar einen Liveticker eingerichtet, in dem er die neuesten Meldungen berichtet. (2) Hier erfahren wir, dass bereits am Montag den 3. November fast eine Millionen Nutztiere vorsorglich getötet wurden. Zehn Bundesländer seien mittlerweile betroffen, in denen jeweils Nutztiere gekeult werden mussten. Diese vorsorgliche Tötung erfolgt in der Regel mittels Vergasens oder per Einschläferung. Bei den Massen an zu tötendem Geflügel ist es aber unmöglich, jedem einzelnen Tier eine Spritze zu geben. In diesem industriellen Umfang kann also nur auf mobile Gaskammern gesetzt werden. Die Tötung und Entsorgung von Tieren ist an sich schon ein ethisch fragwürdiges Unterfangen. So werden Tiere und Tierbestandteile unter Anderen zu Mehlen und Fetten verarbeitet, die dann in Alternativbrennstoffe für Kraftwerke und die Zementindustrie, sowie in Biokraftstoffen zum Einsatz kommen. (3)
Die Spitzenwerte aus der Saison 2021, in der über zwei Millionen Nutztiere getötet wurden, sind damit zwar noch nicht erreicht – allerdings erwartet Christina Kühn, Präsidentin des Friedrich-Löffler-Instituts in absehbarer Zeit keine Entspannung der Lage. (4) Die Veterinärämter seien stark ausgelastet, und die Bergung toter Wildtiere bleibe wichtig. Allerdings sind bis jetzt bereits mehr Nutztiere vorsorglich getötet worden, als Kraniche an der angeblichen Vogelgrippe gestorben sind. Zwar schreiben die Medien in teils bildhafter Lyrik vom tragischen Tod ungezählter Tiere, (5) aber wie viele es eigentlich genau sind wird nicht beziffert. Im Linumer Teichland wurde die Zahl der toten Kraniche bis zum 2. November mit bis zu 2500 beziffert. Dabei handelt es sich allerdings lediglich um eine Erwartung und eine Schätzung. Genaue Zahlen werden nicht kommuniziert. Auch im Nordwesten Brandenburgs „erwartete“ man lediglich Todeszahlen unter Kranichen im fünfstelligen Bereich – genauer um die 10.000 was das absolute Minimum ist, um überhaupt vom fünfstelligen Bereich sprechen zu können. (6) Das FLI, das auch das nationale Referenzlabor für H5N1 darstellt, berichtet bislang von 250 eingesandten Tierkadavern, die positiv auf H5N1 getestet worden seien.
Die Kraniche, so die allgemeine Erklärung, haben die Krankheit in die Tierhaltung eingetragen, wodurch sich die Vögel in der Tierhaltung angesteckt haben. Diese Theorie ist sehr verbreitet, allerdings gibt es bislang keinen schlüssigen und kausalen Nachweis dafür, dass eine solche Infektionskette überhaupt besteht. Dennoch wird nun vermehrt von Ausbrüchen der Vogelgrippe in Geflügelbetrieben berichtet, wobei die Vögel immer schon getötet werden, bevor sie überhaupt Symptome entwickeln oder an der vermeintlichen Krankheit sterben können. Die Vogelgrippe-Panik wirkt tief hinein in die Gesellschaft, sodass bereits jede tote Möwe zu einem Verdachtsfall wird. (7) Auch Haustiere sollen nun in ständiger Gefahr schweben, durch Kontakt zu erkrankten Vögeln selber zu erkranken und gegebenenfalls sogar zu sterben. (8)
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