
„Gott braucht keine Opfer, um zu vergeben. Er ist die Liebe.“ Solche Sätze hört oder liest man heute oft. Die Deutung des Kreuzes als stellvertretende Strafübernahme durch Jesus ist bei vielen in Misskredit geraden, und die Diskussion darüber polarisiert die fromme Szene. Für die einen ist die traditionelle Deutung Herzstück ihres Glaubens und Grund tiefer Dankbarkeit. Für die anderen ist sie nicht mehr nachvollziehbar oder sogar anstößig. An dieser Debatte beteilige ich mich mit der neuen Folge von Hasophonie. Mir ist aufgefallen, dass beide Seiten in diesem Streit oft etwas Wichtiges übersehen oder nicht genug berücksichtigen: Sie behandeln Vergebung meist als bilaterales Geschehen zwischen Gott und Mensch: Wie bekommt der Sünder einen gnädigen Gott? Aber wo es Täter gibt, gibt es auch Opfer. Es geht um ein trilaterales Geschehen zwischen Gott, Tätern und Opfern (wobei Menschen mal das Eine, mal das Andere sind). Jede Lehre über Sühne und Versöhnung muss sich an Vorgängen wie Sklaverei, Genozid oder Apartheid bewähren. Und da tauchen Fragen auf wie: Ist es recht, wenn Gott, weil er die Liebe ist, Sünden einfach so vergibt, die gar nicht gegen ihn, sondern gegen andere Menschen verübt wurden? Muss da nicht mehr geschehen? Mit solchen Fragen beschäftige ich mich in dieser Folge.