
Im Herbst 1967 begann in der Anwaltskanzlei in der Königstraße 13 in Rosenheim ein rätselhaftes Phänomen: Telefone klingelten ohne Anrufer, Lampen explodierten oder schwenkten, Bilder drehten sich, Schubladen öffneten sich von allein, und schwere Möbel bewegten sich. Techniker, Polizisten und Physiker untersuchten den Fall – Messgeräte registrierten unregelmäßige Spannungsspitzen, doch konventionelle Erklärungen blieben aus. Auffällig war: die Störungen traten nur während der Bürozeiten und praktisch immer in Gegenwart der neunzehnjährigen Auszubildenden Annemarie Schaberl auf.
Der Parapsychologe Hans Bender diagnostizierte spontane Psychokinese, ausgelöst durch emotionalen Stress (Annemarie war alleinerziehend, frisch getrennt und stark belastet). Physiker vom Max‑Planck‑Institut und Elektriker konnten viele Anomalien technisch dokumentieren, ohne sie zu erklären. Videoaufnahmen und zahlreiche Zeugenaussagen (Polizisten, Techniker, Mandanten) existieren und machen den Fall zu einem der bestdokumentierten Poltergeist‑Fälle.
Kritiker vermuteten Betrug oder Manipulation; einige behaupteten, Details seien weggelassen oder Inszenierungen möglich. Dennoch bleiben Rechnungen, Messdaten und Aussagen bestehen. Als Annemarie die Kanzlei verließ, verschwanden die Phänomene; später berichtete man von vereinzelten Vorfällen an ihrem neuen Arbeitsplatz, bis nach ihrer Heirat nichts mehr geschah. Der Rosenheim‑Fall bleibt ungelöst: Für manche ein Beleg ungewöhnlicher psychischer Kräfte, für andere ein Beispiel kollektiver Täuschung — das Geheimnis ist bis heute offen.