
Im Herbst 1854 lebt die zurückgezogen herrschende Gräfin Eleonore von Rabenstein in ihrem alten Schloss in den bayerischen Wäldern. Als ein venezianischer Händler einen seltsamen, schwarz gerahmten Spiegel anbietet, kauft Eleonore ihn trotz düsterer Geschichten über Flüche und verschwundene Vorbesitzer. Schon bald verändert sich ihr Verhalten: sie vernachlässigt Essen und Schlaf, verbringt stundenlang starr vor dem Spiegel und wirkt zunehmend wie entrückt.
Zunächst bemerken Dienstboten kleine Abweichungen – das Spiegelbild reagiert minimal verzögert, zeigt ein eigentümliches Lächeln. Mit der Zeit häufen sich Erscheinungen: nächtliche Stimmen, Doppelbilder im Spiegel, Schatten, die sich unabhängig von Lichtquellen bewegen. Zwei Bedienstete fliehen oder verschwinden spurlos; die Überlebenden sind verängstigt und misstrauisch. Elisabeth berichtet, im Spiegel eine Frau im venezianischen Gewand gesehen zu haben, die triumphierend lächelt – als sei sie bereit, aus der Spiegelwelt hervorzutreten.
Butler Friedrich, lange ein Mann der Vernunft, wird zunehmend alarmiert, als er sieht, wie das Spiegelbild der Gräfin eigenständig agiert: schwarze, leere Augen starren ihn an, während die reale Gräfin mechanisch weiterarbeitet. In seiner Verzweiflung wendet er sich an Pfarrer Johannes Steinmetz. Der Pfarrer, zunächst skeptisch, findet Eleonore regungslos vor dem Spiegel, die Hände auf die Glasfläche gepresst. Beim Blick in den Spiegel erlebt er etwas Entsetzliches — ein Hinweis darauf, dass der Gegenstand mehr ist als nur ein altes Erbstück: zwischen den Welten lauert etwas Dunkles, das darauf wartet, hineingelassen zu werden.
Die Geschichte endet in beklemmender Offenheit: Der Spiegel bleibt Symbol einer Grenze, an deren anderer Seite etwas Unheimliches wohnt, das die Gestalt und das Leben der Gräfin zu verschlingen droht.