Home
Categories
EXPLORE
Comedy
True Crime
Society & Culture
History
Business
Science
Kids & Family
About Us
Contact Us
Copyright
© 2024 PodJoint
00:00 / 00:00
Sign in

or

Don't have an account?
Sign up
Forgot password
https://is1-ssl.mzstatic.com/image/thumb/Podcasts114/v4/fe/55/88/fe558833-0c00-ee13-89c0-410a0e4c6a44/mza_18238477394181215168.jpg/600x600bb.jpg
Lyrikschule
Johannes Thiele
92 episodes
4 days ago
Gedichte verstehen Der Podcast verbindet Gedichtrezitation und Deutungsansätze zu den Texten. Damit soll ein erster Verstehenszugang ermöglicht werden. Die Textauswahl umfasst sämtliche Epochen der deutschen Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart und nimmt sowohl sehr bekannte als auch weniger bekannte Texte in den Blick.
Show more...
Books
Arts
RSS
All content for Lyrikschule is the property of Johannes Thiele and is served directly from their servers with no modification, redirects, or rehosting. The podcast is not affiliated with or endorsed by Podjoint in any way.
Gedichte verstehen Der Podcast verbindet Gedichtrezitation und Deutungsansätze zu den Texten. Damit soll ein erster Verstehenszugang ermöglicht werden. Die Textauswahl umfasst sämtliche Epochen der deutschen Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart und nimmt sowohl sehr bekannte als auch weniger bekannte Texte in den Blick.
Show more...
Books
Arts
https://d3t3ozftmdmh3i.cloudfront.net/production/podcast_uploaded_nologo/14098801/14098801-1617108023032-a33e12e65ae1.jpg
Folge 75 - Krieg dem Kriege (Kurt Tucholsky)
Lyrikschule
21 minutes 42 seconds
1 year ago
Folge 75 - Krieg dem Kriege (Kurt Tucholsky)

In der heutigen Folge soll erneut ein pazifistisches Gedicht im Mittelpunkt stehen. Es ist nicht das erste auf diesem Kanal, was zeigt, wie wichtig mir das Thema ist. Wichtig einerseits und andererseits erschütternd, wie wenig der Mensch dazuzulernen scheint, wie blindwütig er sich anschickt, munter die alten Fehler zu wiederholen und zu wiederholen und zu wiederholen. Das tut aber der Größe dieses Textes, der keinesfalls blind, sondern geradezu hellsichtig zu nennen wäre, keinen Abbruch!



Krieg dem Kriege

Sie lagen vier Jahre im Schützengraben.
Zeit, große Zeit!
Sie froren und waren verlaust und haben
daheim eine Frau und zwei kleine Knaben,

weit, weit –!


Und keiner, der ihnen die Wahrheit sagt.
Und keiner, der aufzubegehren wagt.
Monat um Monat, Jahr um Jahr …
Und wenn mal einer auf Urlaub war,

sah er zu Haus die dicken Bäuche.

Und es fraßen dort um sich wie eine Seuche
der Tanz, die Gier, das Schiebergeschäft.
Und die Horde alldeutscher Skribenten kläfft:
„Krieg! Krieg!

Großer Sieg!

Sieg in Albanien und Sieg in Flandern!“
Und es starben die andern, die andern, die andern …
Sie sahen die Kameraden fallen.
Das war das Schicksal bei fast allen:

Verwundung, Qual wie ein Tier, und Tod.

Ein kleiner Fleck, schmutzigrot –
und man trug sie fort und scharrte sie ein.
Wer wird wohl der nächste sein?
Und ein Schrei von Millionen stieg auf zu den Sternen.

Werden die Menschen es niemals lernen?

Gibt es ein Ding, um das es sich lohnt?
Wer ist das, der da oben thront,
von oben bis unten bespickt mit Orden,
und nur immer befiehlt: Morden! Morden! –

Blut und zermalmte Knochen und Dreck …

Und dann hieß es plötzlich, das Schiff sei leck.
Der Kapitän hat den Abschied genommen
und ist etwas plötzlich von dannen geschwommen.
Ratlos stehen die Feldgrauen da.

Für wen das alles? Pro patria?


Brüder! Brüder! Schließt die Reihn!
Brüder! das darf nicht wieder sein!
Geben sie uns den Vernichtungsfrieden,
ist das gleiche Los beschieden

unsern Söhnen und euern Enkeln.

Sollen die wieder blutrot besprenkeln
die Ackergräben, das grüne Gras?
Brüder! Pfeift den Burschen was!
Es darf und soll so nicht weitergehn.

Wir haben alle, alle gesehn,

wohin ein solcher Wahnsinn führt –
Das Feuer brannte, das sie geschürt.
Löscht es aus! Die Imperialisten,
die da drüben bei jenen nisten,

schenken uns wieder Nationalisten.

Und nach abermals zwanzig Jahren
kommen neue Kanonen gefahren. –
Das wäre kein Friede.


                            Das wäre Wahn.

Der alte Tanz auf dem alten Vulkan.

Du sollst nicht töten! hat einer gesagt.
Und die Menschheit hörts, und die Menschheit klagt.
Will das niemals anders werden?
Krieg dem Kriege!

                        Und Friede auf Erden.

Lyrikschule
Gedichte verstehen Der Podcast verbindet Gedichtrezitation und Deutungsansätze zu den Texten. Damit soll ein erster Verstehenszugang ermöglicht werden. Die Textauswahl umfasst sämtliche Epochen der deutschen Literatur vom Mittelalter bis zur Gegenwart und nimmt sowohl sehr bekannte als auch weniger bekannte Texte in den Blick.