
Der jüngste Aufschwung der "Black Lives Matter"-Bewegung sorgte in zahlreichen Teilen unserer Geschichte für eine neue Reflektion scheinbar zementierter Gepflogenheiten. Statuen mit rassistischem Hintergrund wurden versenkt, Whitewashing wird endlich wieder thematisiert und auch die Musik muss sich nicht erst seit dem Tod von George Floyd fragen, ob sie schwarze Musiker*Innen und deren Erbe ausreichend würdigt. Zeal & Ardors "Stranger Fruit" drängt sich für ein Gespräch in diesem Kontext aus vielfältiger Hinsicht auf. So entstand nicht nur das gesamte Projekt im Grunde als Reaktion auf eine rassistische Provokation, es vereint darüber hinaus eindrücklich Elemente aus Gospel, Blues und Black Metal - also Einflüsse aus ganz unterschiedlichen musikalischen Zeiten, die sich aber alle unmittelbar oder mittelbar auf die im Zuge der Versklavung von Schwarzen entstandenen Worksongs zurückführen lassen. Nicht zuletzt referenziert sogar der Titel von "Stranger Fruit" einen Jazz-Klassiker von Billie Holiday, der schon gegen Ende der 1930er Jahre ein erschütterndes Zeugnis der rassistischen Verfolgung Schwarzer darstellte. Wir fragen uns deshalb: Wie lassen sich die satanischen Soundwelten von Zeal & Ardor im Auge der "Black Lives Matter"-Bewegung deuten? Wieso ist schwarze Musikkultur so wichtig für quasi alle Arten von Popmusik, mit denen wir heute tagtäglich beschallt werden? Und wie erfahrbar kann Musik ganz generell die vielen Gräueltaten machen, die die Menschheitsgeschichte im Lauf der Jahrhunderte hervorgebracht hat? Eine Spurensuche, bei der wir alle noch lernen.