
Wir geben nicht auf. Am Abend des 16. Mai 1993 verschwindet der zehnjährige Emin Önen spurlos. Der Junge aus Kerpen-Buir (Rhein-Erft-Kreis) wollte nur kurz raus – doch er kommt nie wieder nach Hause. Gegen 20 Uhr wird er zuletzt an der Kreisstraße 4 zwischen Buir und Manheim gesehen. Danach verliert sich jede Spur.
Was folgte, war eine der größten Suchaktionen der Region: Hubschrauber, Hundertschaften, Hundestaffeln und Freiwillige durchkämmten Wälder, Felder und Kiesgruben. Doch Emin blieb verschwunden. Kein Kleidungsstück, keine Spur, kein Hinweis. Seine Familie, die seit über drei Jahrzehnten auf Antworten wartet, nennt ihn bis heute liebevoll „Nemir“ – der Unsterbliche.
Die Ermittlungen ergaben, dass Emin an diesem Pfingstsonntag eigentlich einen Freund zum Fußballspielen treffen wollte. Später hieß es, er habe einen Mann im evangelischen Pfarrhaus aufsuchen wollen – einen ehemaligen Straftäter, dem die Pfarrerin kurzfristig Obdach gewährt hatte. Doch dieser Mann hatte laut Polizei ein Alibi. Auch alle anderen überprüften Spuren verliefen im Sand.
1993 kam es zu einem bizarren Erpressungsversuch: Eine 32-jährige Frau forderte von den Eltern 50.000 DM, andernfalls werde sie den Jungen töten. Die Polizei stellte eine Fangschaltung – die Frau wurde festgenommen. Ein Zusammenhang mit Emins Verschwinden bestand nicht.
In den folgenden Jahren blieb der Fall immer wieder in der Öffentlichkeit:
Emins Bild erschien auf Milchtüten, er wurde in der deutschen Fassung des Musikvideos „Runaway Train“ (Soul Asylum) gezeigt, das weltweit Vermisste porträtierte. Hinweise kamen – doch keiner führte zu ihm.
Im März 2011 griff das ZDF den Fall in der Sondersendung „Aktenzeichen XY … ungelöst – Wo ist mein Kind?“ erneut auf. Innerhalb weniger Stunden gingen zehn Hinweise ein. Eine Frau glaubte, ihn an einem Strand gesehen zu haben; ein anderer Zeuge will ihn im Raum Stuttgart erkannt haben. Doch die Polizei fand keine heiße Spur.
Besonders viel Aufmerksamkeit bekam später die sogenannte „Darmstadt-Spur“: 2004 wurde ein geistig beeinträchtigter junger Mann am Hauptbahnhof Darmstadt aufgegriffen. Seine Herkunft war unklar, er sprach kaum, sah Emin ähnlich. Die Familie hoffte. Doch eine DNA-Analyse schloss eindeutig aus, dass es sich um Emin handelte.
Seitdem gibt es keine neuen Erkenntnisse. Bis heute führen die Behörden den Fall als „Vermisstenfall ohne Spur“. Immer wieder hoffen Ermittler, dass jemand redet – vielleicht nach so vielen Jahren.
In den Foren wird diskutiert, ob ein Unglück im Umfeld des Tagebaus Hambach möglich war – ein Gebiet mit riesigen Gruben und rekultivierten Flächen. Manche halten es für denkbar, dass Emins Leiche dort nie gefunden werden konnte. Andere glauben, er sei Opfer einer Tat geworden, die vielleicht nur durch Zufall noch entdeckt wird.
Im Jahr 2025 erinnerte der WDR in einem Beitrag der Lokalzeit an das Schicksal des Jungen – ein Symbol dafür, dass dieser Fall nicht vergessen ist. Mehr als dreißig Jahre später steht noch immer die gleiche Frage:
Was geschah mit Emin Önen am 16. Mai 1993 zwischen Buir und Manheim?
Vielleicht gibt es irgendwo noch jemanden, der etwas gesehen hat – eine Beobachtung, ein Auto, ein Detail, das damals unwichtig schien. Die Polizei Rhein-Erft-Kreis bittet weiterhin um Hinweise:
📞 02233 / 520 (Kriminalkommissariat 11)
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