Für die moderne Zivilisation erscheint Geld wie ein Zaubermittel. Doch die "monetäre Magie" ist abhängig von Wert und Verlust der Währung. Zweimal erlebten die Menschen in Deutschland, wie ihr Geld sich in Luft auslöste. Doch auch in stabilen Zeiten gilt: Wenn wir glauben, alles sei für Geld zu haben, dann täuschen wir uns. Liebe, Ämter und Seelenheil gibt es eben nicht zu kaufen. An anderen Punkten entzündet sich der Kampf um die Frage: Wollen wir den Zugriff des Geldes auf dieses Gut zulassen? Wie etwa bei der Bildung. In der Antike hielt die abstrakte Schuld die Gesellschaft zusammen. Für Aristoteles gab es daher nichts Erschreckenderes als das Aufkommen von Geld. Heute organisiert die Börse die Fortsetzung von Zahlungen als elementarer Grundlage der Gesellschaft. Ein Crash ist die Auflösung der Ereigniszusammenhänge.
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Für die moderne Zivilisation erscheint Geld wie ein Zaubermittel. Doch die "monetäre Magie" ist abhängig von Wert und Verlust der Währung. Zweimal erlebten die Menschen in Deutschland, wie ihr Geld sich in Luft auslöste. Doch auch in stabilen Zeiten gilt: Wenn wir glauben, alles sei für Geld zu haben, dann täuschen wir uns. Liebe, Ämter und Seelenheil gibt es eben nicht zu kaufen. An anderen Punkten entzündet sich der Kampf um die Frage: Wollen wir den Zugriff des Geldes auf dieses Gut zulassen? Wie etwa bei der Bildung. In der Antike hielt die abstrakte Schuld die Gesellschaft zusammen. Für Aristoteles gab es daher nichts Erschreckenderes als das Aufkommen von Geld. Heute organisiert die Börse die Fortsetzung von Zahlungen als elementarer Grundlage der Gesellschaft. Ein Crash ist die Auflösung der Ereigniszusammenhänge.
Die Beziehung zwischen Reichtum und Geld auf der einen Seite und dem menschlichen Charakter auf der anderen Seite wird in den verschiedenen Jahrhunderten sehr unterschiedlich betrachtet. Im Mittelalter und der Neuzeit gibt es das Bild der soliden Bankiers (wie die Fugger), aber auch das des Geizhalses und des Wucherers. Die Melancholiker, in ihrer Abstinenz gegenüber dem Genuss, erscheinen als Gegenteil des Prassers und daher zu Geld und Verfügungsmacht über Reichtum zu passen. Die in der Literatur, den Lebensläufen und der öffentlichen Meinung um 1900 beobachteten Charaktereigenschaften sind davon verschieden. Der Soziologe Max Weber und der Philosoph Georg Simmel, der eine Theorie des Geldes schrieb, porträtieren neuartige Charaktere, die in Staat und Wirtschaft vorherrschen. Am Sockel reicher Familien gibt es aber auch die Dandys und die Spieler. Es entsteht der Typ, der das Spekulationsgeschäft beherrscht. Auf der anderen Seite sind die Gründer von Industrien und die Eisenbahnkönige durch das Objekt, mit dem sie umgehen, auf Charakterzüge der Kontinuität angewiesen. Was sind Kennzeichen heutiger Charaktere, die mit Geld und wirtschaftlicher Verfügungsmacht umgehen? Sie sind, sagt der Literaturwissenschaftler Joseph Vogl von der Humboldt-Universität zu Berlin, durch die Veränderungen der Raumwelten und vor allem der Zeitwelten auf unserem Planeten im 21. Jahrhundert geprägt. Auf die Fähigkeit, mit diesen kollektiven "Zeitschwingungen" (als Beschleuniger oder Verlangsamer) umzugehen, kommt es für Führungskräfte an. Hier entscheidet sich ihre Modernität. Ein Problem liegt darin, dass an das Führungspersonal widersprüchliche Anforderungen gestellt werden, deren Erfüllung sich ausschließt. Hier treten, sagt Vogl, "Masken der Humanität" an die Stelle des Charakters. Begegnung mit Joseph Vogl, dem Verfasser von DAS GESPENST DES KAPITALS.
Erstausstrahlung am 22.09.2014
Zaubermittel Geld
Für die moderne Zivilisation erscheint Geld wie ein Zaubermittel. Doch die "monetäre Magie" ist abhängig von Wert und Verlust der Währung. Zweimal erlebten die Menschen in Deutschland, wie ihr Geld sich in Luft auslöste. Doch auch in stabilen Zeiten gilt: Wenn wir glauben, alles sei für Geld zu haben, dann täuschen wir uns. Liebe, Ämter und Seelenheil gibt es eben nicht zu kaufen. An anderen Punkten entzündet sich der Kampf um die Frage: Wollen wir den Zugriff des Geldes auf dieses Gut zulassen? Wie etwa bei der Bildung. In der Antike hielt die abstrakte Schuld die Gesellschaft zusammen. Für Aristoteles gab es daher nichts Erschreckenderes als das Aufkommen von Geld. Heute organisiert die Börse die Fortsetzung von Zahlungen als elementarer Grundlage der Gesellschaft. Ein Crash ist die Auflösung der Ereigniszusammenhänge.