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Chlorgesänge
Ute Zill, Martina Schrey
146 episodes
5 days ago
Wir sind Schwimmerinnen. Wir waren beide mal im Schwimmverein, aber das ist lange her. Bis vor kurzem schwammen wir so wie die meisten – ab und zu, wenn es gerade passt. Doch dann entdeckten wir die Jahreskarte der Berliner Bäderbetriebe – und stellten fest: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder! Schnell stand fest: Die durchschwimmen wir alle! Und zwar in einem Jahr. Gesagt, getan. Was uns beim Bahnen ziehen durch den Kopf geht und warum wir meinen, dass schwimmen nicht nur überlebenswichtig, sondern ein großartiges Abenteuer ist – darum geht es hier!
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Wir sind Schwimmerinnen. Wir waren beide mal im Schwimmverein, aber das ist lange her. Bis vor kurzem schwammen wir so wie die meisten – ab und zu, wenn es gerade passt. Doch dann entdeckten wir die Jahreskarte der Berliner Bäderbetriebe – und stellten fest: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder! Schnell stand fest: Die durchschwimmen wir alle! Und zwar in einem Jahr. Gesagt, getan. Was uns beim Bahnen ziehen durch den Kopf geht und warum wir meinen, dass schwimmen nicht nur überlebenswichtig, sondern ein großartiges Abenteuer ist – darum geht es hier!
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Episodes (20/146)
Chlorgesänge
Folge 134: Achtsam schwimmen

Einen Kilometer Delphin schwimmen? Das kann sich keine von uns vorstellen, schon beim Gedanken daran werden die Arme ganz müde und der Rücken schmerzt. Kathrin Lamm dagegen macht das regelmäßig. Dabei konnte sie bis vor acht Jahren nur Brust schwimmen, und auch das nur mehr schlecht als recht. Mittlerweile beherrscht die Hamburgerin nicht nur alle vier Schwimmstile - sie ist selber Schwimmlehrerin für Erwachsene, Rettungsschwimmerin und hat die Trainer-C Lizenz im Breitensport. Als Hamburgerin ist sie zudem Mitglied bei den Berliner Regenbogenforellen. „Ich bin eine Gast-Forelle“, sagt sie lachend.

Bei Kathrin Lamm lernt man nicht die klassisch-traditionellen Schwimmstile, sie bildet nach der so genannten Shaw-Methode aus. „Es geht darum, ohne Anstrengung zu schwimmen“, sagt sie. Im Mittelpunkt stehe die Körperausrichtung, die Verbindung zwischen Kopf, Nacken und Rücken. Und die Rotation des Körpers „Mit dem Wasser schwimmen - nicht dagegen!“, so ihr Credo. Zu ihr kommen oft Triathleten, die beim Schwimmen nicht so gut vorankommen wie beim Laufen oder Radfahren. Oder Menschen, denen es weniger um Leistung im Becken geht als darum, sich unangetrengt im Wasser fortzubewegen.

Entwickelt hat diesen Schwimmstil der Engländer Steven Shaw. Einst selber Leistungsschwimmer hatte er immer öfter Schmerzen beim Schwimmen, wollte aber trotzdem nicht damit aufhören. Auf der Suche danach, wie er sich müheloser im Becken fortbewegen könnte, stieß er auf die so genannte Alexander-Technik. Die hat mit Schwimmen erstmal gar nichts zu tun, sondern ist eine Methode, die sich mit dem Erkennen und Ändern eigener Gewohnheiten beschäftigt, besonders bei körperlichen Fehlhaltungen, die sich dann durch Verspannungen, Schmerzen oder Funktionseinschränkungen äußern.

Besonders Menschen, die ihrem Körper oder ihrer Stimme besondere Leistungen abverlangen, wie Musiker, Schauspieler, Tänzer oder Sportler können von dieser Methode profitieren. Steven Shaw hat die Alexander-Technik genutzt, um die verschiedenen Schwimmstile zu modifizieren. Bei Kathrin Lamm hat das voll eingeschlagen. Innerhalb kürzester Zeit schwamm sie nicht nur sicherer Brust, sondern lernte auch Kraul, Rücken und Delphinschwimmen. Und war so begeistert, dass sie eine Ausbildung als Schwimmlehrerin machte - bei Steven Shaw.

Mittlerweile gibt sie selber Schwimmkurse in einem Hamburger Fitnessstudio - ausschließlich für Erwachsene. Auch wer bereits schwimmen kann, muss hier eigentlich nochmal von vorn beginnen, erzählt sie. Es gehe darum, seinen Körper nochmal ganz anders wahrzunehmen. Verinnerlichte, aber womöglich schmerzhafte oder unangenehme Bewegungsmuster zu überschreiben. Mit einer Unterrichtsstunde sei es deshalb nicht getan, wenn man dauerhaft nach der Shaw-Methode schwimmen möchte, so ihre Erfahrung. Aber ein bisschen Übung braucht es dann eben schon, wenn man mühelos 1000 Meter Delphin schwimmen will.

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1 week ago
32 minutes 37 seconds

Chlorgesänge
Folge 133: Schnell und schlau

Heute besuchen wir eine Schwimmerin, die mit Anfang zwanzig schon mehrfache Welt- und Europameisterin ist und diverse deutsche und europäische Rekorde aufgestellt hat: Johanna Schikora ist Flossenschwimmerin, eine Disziplin, die auch als Finswimming oder Speedswimming bekannt ist. Ebenfalls beim Gespräch dabei: Ihr Trainer Volko Kucher vom Bundestützpunkt Berlin, früher selber Flossenschwimmer und zudem Fachhändler für Wettkampfflossen.

Johanna Schukora ist mit vielen Talenten gesegnet, sie spielt seit dem 5. Lebensjahr Klavier und gewann mehrmals den ersten Preis bei „Jugend musiziert“. Als Ausgleichssport begann sie im Alter von 12 Jahren mit dem Flossenschwimmen, beim Tauchclub FEZ. Bereits zwei Jahre später war sie Mitglied der Jugendnationalmannschaft.

Dabei hat Johanna nie eine musikbetonte Schule oder ein Sportgymnasium besucht. Sie ist einfach sehr begabt, schwärmt Trainer Volko, dem man anmerkt, wie stolz er auf die Erfolge seines Schützlings ist. Vor allem eins kam Johanna viele Jahre zugute: Der Druck, der bei Weltklassesportler:innen immer präsent ist, hat ihr wenig ausgemacht. Sie liebt es, mit bis zu 12 Stundenkilometern durchs Becken zu gleiten, den Blick immer fest auf den Boden gerichtet, denn Flossenschwimmer:innen atmen durch einen so genannten Mittelschnorchel. Die Schwimmbewegung mit der ca.4-5 Kilo schweren Monoflosse ähnelt dem Delphinschwimmen, die Arme werden flach nach vorn ausgestreckt.

Besonders wichtig ist deshalb bei dieser Schwimmart das Training der Bein- und Rumpfmuskulatur. Praktisch genauso viel Zeit wie im Wasser verbringt Johanna deshalb im Kraftraum. Diesen Wechsel liebt sie besonders: Während sie im Wasser die Welt auch mal draußen lassen kann, genießt sie beim Krafttraining Musik. Ebenfalls sehr wichtig, ergänzt Volko, ist das Training der Muskulatur rund um die Fußgelenke - denn die werden durch das auf und ab der Flosse enorm beansprucht.

Johanna hat aber nicht nur viele Talente, sondern auch ein großes Herz - auch wenn sie im Gespräch keine große Sache daraus macht: Als sie erfuhr, dass ihre ukrainische Konkurrentin Anastasia Antoniak im Frühjahr 2022 nach Berlin geflohen war, hier aber keine Bleibe fand, nahm sie sie in ihrer Eineinhalb-Zimmer-Wohnung auf. Auch zum Training gingen sie fortan gemeinsam. Bei den World Games im Sommer 2022 holten sie dann beide eine Medaille: Johanna in Gold, Anastasia in Bronze. Wenig später wurde Johanna mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.

Wenn man dann auch noch hört, dass Johanna gerade erfolgreich ihren Bachelor in Psychologie bestanden hat, kann man das kaum glauben. Die nötige Willenskraft, all das zu schaffen, hat sie sicher auch durch den Sport mitgekriegt, sagt sie. Aber sie erlebt - wie alle Spitzensportler - auch schlechte Phasen. In denen der Körper nicht so mitmacht und alles zu viel zu werden droht. Auch darüber spricht Johanna. Dass es eben nicht selbstverständlich ist, wieder zu gewinnen, nur weil es schon mal gelungen ist. Aber dass das dann eben jeder erwartet. Dass vieles, was leicht und locker ausssieht, das Ergebnis sehr harter Arbeit ist. Und dass es manchmal schon ein sehr großer Erfolg ist, einfach nur dabei zu sein.

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2 weeks ago
51 minutes 1 second

Chlorgesänge
Folge 132: Herbstblues und Schwimmerschnupfen

Da können die Blätter noch so hübsch bunt sein, wenn es jetzt tagsüber immer dunkler wird, kriegt man einfach den Herbstblues. Kann man ja was gegen machen, sich bewegen und schwimmen gehen zum Beispiel - blöd nur, dass der Herbst häufig nicht nur trübe ist, sondern auch ganz schön ansteckend. Und so hat sich eine von uns prompt Corona eingefangen und das Einzige, was noch läuft, ist die Nase!

Was nutzt es also, lauter gute Tipps gegen schlechte Herbsttimmung zu kennen, wenn man sie nicht anwenden darf? Weil man sich, auch wenn die schlimmsten Symptome langsam abgeklungen sind, eben nicht einfach ins Schwimmbad stürzen kann? Das macht ganz schön schlechte Laune und da macht Eine von uns auch keinen Hehl draus - während die andere von bunten Blättern und leuchtenden Fahrradwesten schwärmt …

Aber wie ist das eigentlich - kann man mit Erkältung tatsächlich nicht schwimmen gehen? Auf jeden Fall nicht in der akuten Phase! Zu groß ist die Gefahr, dass durch die Anstrengung - derf Körper kämpft gegen Viren und soll sich gleichzeitig auch noch im kalten Wasser behaupten - das Herz in Mitleidenschaft gezogen wird. Deshalb gilt sowieso immer: Bei erhöhter Temperatur oder Fieber: Schwimmverbot!

Wenn die akute Phase vorbei ist, gilt die so genannte „Nackenregel“. Also: Wenn die Nase noch ein bisschen (!) läuft, sonst aber alles okay ist, kein Kratzen im Hals oder gar Husten, und man sich auch ansonsten wieder ganz wohl fühlt, kann man es probieren. In allen anderen Fällen sollte man nach Abklingen der Symptome unbedingt ein bis besser zwei Wochen warten, bevor man wieder ins Becken springt.

In jedem Fall gilt: Nach einer Erkältung, einem grippalem Infekt oder einer Grippe ist es wichtig, es langsam angehen zu lassen. Nicht gleich wieder alles dran setzen, um die lahme Ente vor einem zu überholen, nicht gleich wieder tausende Meter und auch nicht unbedingt gehen, wenn alle gehen! Denn man hat nicht nur Verantwortung für sich selbst, sondern auch für die anderen. Wer möchte sich schon gern im Schwimmbad anstecken? Und ja, das Wasser ist gechlort. Aber Chlor zerstört diese kleinen Mikroorganismen eben nur langsam.

Auf jeden Fall - vorher und nachher viel trinken und nach dem Schwimmen auf keinen Fall in die Sauna oder in den Whirlpool. Besser einfach hinlegen und sich ausruhen.

Ganz unabhängig davon gibt es übrigens auch den berühmten Schwimmerschnupfen, ausgelöst durch Chlor, Pollen oder andere Stoffe im Wasser. Auch der kann der Beginn einer Erkältung sein. Leistungsschwimmer:innen sind übrigens ebenfalls nicht vor Erkältungen oder grippalen Infekten gefeit, auch wenn man meinen könnte, sie seien abgehärtet. Im Gegenteil - sie kann es im Herbst und Winter leider auch so richtig erwischen.

Der Corona-Test ist übrigens mittlerweile negativ - die Schwimmbecken der Stadt müssen trotzdem noch eine Zeit auf eine von uns verzichten. Besser erstmal kein Risiko eingehen! Auch wenn das die Stimmung trübt.










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3 weeks ago
26 minutes 26 seconds

Chlorgesänge
Folge 131: Oben mit statt oben ohne

Sie steht für Erotik, Hygiene und Schnelligkeit. Und doch ist sie ein wenig aus der Mode gekommen: die Badekappe. Dabei hat sie eine äußerst farbenprächtige Vergangenheit. Über die und die Bedeutung der Badekappe heutzutage reden wir in dieser Folge mit Holger Kreitling. Holger ist Reakteur bei der Zeitung „Die Welt“, aber auch regelmäßig Autor für die Zeitschrift mare. Und als solcher hat er kürzlich einen Artikel über die Geschichte der Badekappe geschrieben und dafür ausgiebig recherchiert.

Eigentlich war die Badekappe - oder besser: Badehaube - vor allem ein Frauending. Denn als die Seebäder im 19. Jahrhundert in Mode kamen, gehen die Männer zwar oben ohne, die Frauen aber mit Hüten, Hauben oder Haarnetzen ins Wasser. Nicht nur, um die Frisur zu schonen - nein. Haare galten als Erotiksymbol, sie mussten, genauso wie der Rest des Körpers, vor fremden Blicken geschützt werden. Wir reden von einer Zeit, in der das öffentliche Ausziehen eines Strumpfes Frauen ins Gefängnis bringen konnten!

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gibt es Badekappen aus Wolle, Seide oder später auch aus Gummi, nachempfunden den damals sehr populären Fliegermützen, mit Riemen unterm Kinn. Bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen tragen plötzlich alle schwarz-weiße Gummi-Bademützen, denn man hatte gemerkt, dass die Kopfbedeckung die Schwimmer:innen schneller macht. Die Badekappen inspireren wiederum die Mode der 1920er Jahre - nicht wenige Frauen trugen auf Partys glitzernde enganliegende Kopfbedeckungen, die einen durchaus auch an Badekappen denken lassen, erzählt Holger.

Wenig später kommt Latex auf den Markt, was die Badekappen noch passgenauer macht. Doch im zweiten Weltkrieg wird Gummi für anderes gebraucht. Die Olympischen Spiele 1940 finden wegen des Krieges nicht statt. Für die amerikanische Rekordschwimmerin Esther Williams zunächst ein Drama, doch am Ende sollte sie diejenige sein, die das Schwimmen - und die Badekappe! - zu einem regelrechten Trend machte. Denn nicht nur im Becken, auch auf der Bühne wurde Williams berühmt, drehte insgesamt 14 Aqua-Musicals, immer ist sie die Schwimmlehrerin, umgeben von zahlreichen Nixen mit - Badekappe! Williams ist auch diejenige, die in den amerikanischen Boomjahren nach 1945 für den Bau privater Swimming Pools wirbt, mit großem Erfolg.

Die Badekappe wiederum trat auch in Deutschland den Siegeszug an. Mit bunten Mustern und großen Blumen stand sie in den 1950er- und 1960er-Jahren für Verheißung und fröhliche Verkleidung, erzählt Holger. Eine von uns kann sich noch gut erinnern, wie ihre Muttter damit durchs Becken schwamm - den Kopf natürlich immer oben. Unter Wasser damit? Auf keinen Fall!

Die Badekappen hatten aber auch noch eine andere Funktion: Die Haare sollten die Filteranlagen in den öffentlichen Bädern nicht verstopfen, deshalb waren Badekappen Pflicht. Erst 1980 wurde diese Vorschrift abgeschafft, die Filter waren deutlich besser geworden. Viele Badende haben aber schon vorher gegen das Tragen der Kappen rebelliert - galten diese doch seit Ende der 1960er Jahre als Zeichen des bürgerlichen Establishments.

Wer sich heute in Schwimmbädern umschaut, stellt schnell fest: Badekappen werden vorwiegend von Menschen getragen, die im Verein schwimmen - oder das irgendwann mal getan haben. Weil sie daran gewöhnt sind und es oft auch cooler finden. Weil Kappen einen Wiedererkennungswert haben, oft steht der name des Teams oder des Vereins da drauf - so wie auf unseren Kappen „Chlorgesänge“. Ute und Martina schwimmen - vermutlich als Einzige ;-) - aber auch in Seen und im Meer mit Kappe. Weil sie vor Ohrenentzündung schützt. Und man von Booten besser gesehen wird.

Holger selbst trägt übrigens keine Badekappe beim Schwimmen, egal wo. Als kleines Geschenk für seine Zeit hat er sich trotzdem eine Chlorgesänge-Badekappe ausgesucht. Eins unserer beiden neusten Modelle, in gelb. Und sie sogar gleich anprobiert!


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1 month ago
40 minutes 7 seconds

Chlorgesänge
Folge 130: Rainbow Swim

Diesmal sind wir in Marzahn - in der Schwimmhalle am Helene-Weigel-Platz, beim internationalen queeren Schwimmevent Rainbow Swim mit knapp 170 Teilnehmenden aus 10 Ländern und 22 Vereinen. Organisiert wurde das Ganze vom Schwimmclub Berliner Regenbogenforellen und dort maßgeblich von Michael Puhl. Wir haben die Gelegenheit genutzt, um uns dort mit unserem Podcast zu präsentieren, haben eine kleine Tombola veranstaltet - dankenswerterweise unterstützt von Buddyswim - und viele sehr nette Menschen kennengelernt. Überhaupt war das Ganze sehr entspannt - was nicht heißt, dass nicht auch hart um Medaillen gekämpft wurde! Das 50-Meter-Becken war den ganzen Tag belegt mit Einzel- und Staffelwettkämpfen in allen Disziplinen, wer wollte, konnte sich aber auch beim 50 Meter Badewannen-Schwimmen messen oder am Schluss außerhalb der Wertung an der Fun-Staffel teilnehmen.

Auch in der Vorhalle ging es munter zu, auf englisch, spanisch, französisch und natürlich auch auf deutsch und nachdem der erste Hauptgewinn - eine Schwimmbrille! - gezogen wurde, war auch an unserem Stand jede Menge los. Wir haben natürlich die Gelegenheit genutzt, Michael Puhl zu uns zu bitten, um über die Idee des Wettbewerbs zu sprechen.Mitmachen am Rainbow Swim kann jeder und jede, der/die in einem Verein schwimmt, eine Mindestzeit ist aber nicht erforderlich.

Ein Jahr Vorbereitungszeit braucht man mindestens für so einen Wettkampf, erzählt Michael, vor allem, weil er für das Event nicht nur eine Schwimmhalle, sondern auch ein Rahmenprogramm organisieren wollte. Die Kampfrichter werden zum Glück vom Berliner Schwimmverband gestellt, das sei das Einfachste, so Michael. Aber auch Angestellte der Berliner Bädebetriebe müssen vor Ort sein. Immerhin wurde die Halle umsonst zur Verfügung gestellt. Interessante Information in diesem Zusammenhang: Es gibt nicht viele Hallen in Berlin, die wettkampftauglich sind - und auch nicht alle, die frisch saniert werden, werden dabei dann wettkampftauglich gemacht.

Rekorde werden hier heute nicht geschwommen - aber dabei geht es beim Rainbow Swim auch nicht. Schnell sind viele Teilnehmende trotzdem, wir wären da sicher nicht in der ersten Reihe! Die älteste Teilnehmerin ist immerhin 87 Jahre alt, die jüngste 21. Spürbar ist die große Wertschätzung in der Halle, die wirklich allen entgegen gebracht wird, immer wieder gibt es lebhaften Applaus.

Michael hat das Turnier nicht nur mit vielen Helferinnen und Helfern organisiert, er ist auch aktiv bei den Regenbogenforellen (Chlorgesänge Folge 37) und selber bei den Wettkämpfen mitgeschwommen: 50 Meter Delphin. Aber zufrieden sei er nicht mit seiner Zeit, erzählt er uns. Eine halbe Stunde später treffen wir ihn dann nochmal am Beckenrand. Und er reckt uns stolz seine Goldmedaille entgegen!

Fazit: Er und wir und auch alle anderen sind sehr zufrieden, wie der Rainbow Swim gelaufen ist. Wiederholung nicht ausgeschlossen.

P.S. Wir reden in der Folge davon, dass das Schwimmbecken ein paar Zentimeter zu kurz sei für offizielle Wettkämpfe - das war auch tatsächlich lange so. Mit der letzten Sanierung wurde das Problem aber behoben: Das Becken ist nun exakt 50 Meter lang!

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1 month ago
28 minutes 17 seconds

Chlorgesänge
Folge 129: Blind Vertrauen

Diesmal geht es um Menschen, für die es sehr schwer ist, schwimmen zu lernen. Und denen es zusätzlich auch noch schwer gemacht wird: Menschen, die blind sond oder eine starke Sehbeeinträchtigung haben. Zu Gast ist Julie Rühberg, die als Sportlehrerin im Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte in Hamburg arbeitet. Und dort blinden und sehbeeinträchtigten Kindern das Schwimmen beibringt.

Keine leichte Aufgabe - denn vor allem von Geburt an Blinde haben überhaupt keine Vorstellung davon, wie schwimmen überhaupt funktioniert. Sie sehen keinen Beckenboden, haben keine Vorstellung von Tiefe und wissen nicht, wo das Becken zuende ist. Wasser in den Augen macht es zusätzlich schwierig, denn gerade weil die Kinder nicht sehen können, ist das für die meisten sehr unangenehm. Hinzu kommt, dass es in Schwimmbädern oft sehr laut ist und es in der Regel sehr hallt. Blinde und sehbeinträchtigte Menschen hören diese Geräusche noch viel stärker als Sehende und können sie viel schlechter filtern.

All das macht es für sie schwerer, das Schwimmen zu lernen - aber eben überhaupt nicht unmöglich, sagt Julie. Im Gegenteil - jeder und jede solle diese Chance bekommen, findet sie. Denn nur wer schwimmen kann und mindestens das Bronze-Abzeichen hat, darf dann auch allein ein öffentliches Schwimmbad besuchen. Allerdings - öffentliche Schwimmkurse für Blinde und Sehbehinderte gibt es praktisch nicht. Das Problem: Es gibt viel zu wenig Schwimmlehrer:innen, die darin ausgebildet sind und sich das zutrauen. Und wer einen Verein für blinde und sehbehinderte Schwimmer:innen besuchen will, muss in der Regel vorher schwimmen können.

Im Hamburger Bildungszentrum hat man sich deshalb zum Ziel gesetzt, allen Kindern verbindlich Kurse zur Wassergewöhnung und Schwimmvermittlung anzubieten. Das Ziel: Wenigstens das Seepferdchen, wenn möglich aber noch mehr. Hilfreich ist, dass die Schule ein eigenes Therapieschwimmbecken auf dem Gelände hat, man buche aber auch Wasserzeiten bei den öffentlich Bädern, erzählt Julie. Zunächst gehe es darum, sich nicht nur an das Wasser zu gewöhnen, sondern auch die Umgebung abzutasten, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wo man sich eigentlich bewegt. Das Schwimmenlernen selbst finde in lauter kleinen Abschnitten statt, mit geführten Bewegungen und ganz viel Halt. Nicht nur die Kinder genießen das - auch die Eltern sind oft erstaunt, weil sie das ihren Kindern oft gar nicht zugetraut haben.

Julie ist mit großem Engagement bei der Sache. Nicht nur im Schwimmbecken - sie hofft, dass ihre Schule auch Vorbild für andere sein kann. Und dass die Bäderbetriebe und andere Organisationen merken, wie wichtig es ist, dass wirklich alle Menschen, auch mit Beeinträchtigungen, schwimmen lernen können. Und entsprechende Schwimmlehrer:innen ausbildung. Ein gutes Beispiel ist für sie die Stiftung „Deutschland schwimmt“ - denn die bildet bereits deutschlandweit Inkusionsschwimmlehrer:innen aus.

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1 month ago
32 minutes

Chlorgesänge
Folge 128: Mit Liebe in die nächste Saison

Der Mann, mit dem wir uns diesmal zum Ende der Freibadsaison im Kreuzberger Prinzenbad treffen, ist in seinem Job so richtig mit Herzblut unterwegs. Dabei ist dieser Job alles andere als ein Spaziergang: Ricardo Haas ist der Betriebsleiter der Berliner Bäderbetriebe, zuständig für alle 67 Bäder, für Personal, Marketing, Sicherheit, Wasserflächenmanagement, Gewerke … eben praktisch alles. Und wer wie wir die Berliner Bäder kennt, weiß, was das für eine immense Verantwortung bedeutet.

Aber dass ihm da was schwer auf den Schultern läge, diesen Eindruck macht der 41jährige überhaupt nicht. Seit Sommer 2024 ist er bei den BBB, er hat sich diesen Job wirklich gewünscht, erzählt er uns. Gerade weil eben immer was los ist und viele Herausforderungen warten. Natürlich sei es immer wieder ein schwieriger Spagat zwischen all den Plänen, die er möglichst gut und schnell umsetzen will - und dem Geld, was immer hinten und vorne nicht reicht. Aber jetzt könnte es zumindest für einige Vorhaben ordentlich Geld geben - der Berliner Senat will nämlich mit dem so genannten Klimapakt die Landesunternehmen beim Erreichen ihrer Klimaziele unterstützen. Noch hat das Parlament es nicht beschlossen. Aber wenn alles gut geht, könnten die Bäderbetriebe dafür bis 2030 rund 200 Millionen Euro extra bekommen. Bedeutet: Bäder, die schon lange darauf warten, könnten endlich saniert werden.

An den langen Baustellen und ewig geschlossenen Bädern wie beispielsweise dem Paracelsus-Bad ändert das aber erstmal leider nichts. Hier gebe es einfach Probleme, die nicht immer vorhersehbar sind, erzählt er uns. Besonder hakelig: der Denkmalschutz. Da müssen beispielsweise Fliesen her, die es schon lange nicht mehr gibt. Das mache das Ganze aufwendig und teuer.

Auf die zurückliegende Freibadsaison schaut auch Haas mit gemischten Gefühlen. Es war einfach zu kalt. Auch im Wasser. Ob das im nächsten Jahr anders wird, lässt er sich allerdings noch nicht so richtig entlocken. Wir sind trotzdem vorsichtig optimistisch: Da wurde was verstanden.

Auch über die aufwendigen Sicherheitsmaßnahmen will Haas nochmal nachdenken. Schließlich solle so ein Bad ja ein Ort des Vergnügens sein und keine Türsteher brauchen. Insgesamt sieht er bei der Vermarktung der Bäder noch ordentlich Luft nach oben - so eine Kampagne, wie die BVG oder die BSR sie seit Jahrzehnten machen, würde den Bädern sicher auch nicht schaden, findet er.

Vorstellbar wäre für ihn auch der Einsatz von KI, um die Schwimmmeister:innen bei der Aufsicht der Badenden zu unterstützen, so genannte Anti-Ertrinkungssysteme. Allerdings - auch das geht nicht einfach so, sondern muss technisch vorbereitet werden. Und dann ist da noch der Datenschutz, weil diese KI eben auch Bilder macht. Ihr Einsatz wird aber zumindest in den Bädern, die gerade saniert werden, bereits vorbereitet. Interessant: Wenn es irgendwann kommt, dann zunächst in Hallenbädern. Für Freibäder ist KI noch nicht wirklich optimal, erzählt er uns.

Bei den Preisen ist Haas ganz klar. Er versteht, dass viele die Unterteilung der Bäder in Kategorien nicht nachvollziehen können - aber die Preise seien seit 2017 nicht mehr erhöht worden, das musste jetzt einfach sein, sagt er. Und für alle, die es noch nicht entdeckt haben - so wie wir - bis das so genannte Abo-Modell Ende des Jahres die Jahreskarte endgültig ablöst, gibt es eine Monatskarte - für 38 Euro (erm. 30 Euro), gültig für alle Bäder.

Die Haas im übrigen, wie er bedauert, bislang noch nicht alle besuchen konnte. Aber er arbeite daran, in 42 Berliner Bädern war er bereits. Außerdem gehe er auch selber immer mal schwimmen. Das Gute, findet er: Man erkennt ihn noch nicht. Und so sehe er tatsächlich das echte Leben in den Bädern. Und nicht nur das, was er sehen soll.






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1 month ago
37 minutes 48 seconds

Chlorgesänge
Folge 127: Masters - mit 80 ist noch lange nicht Schluss

Wann seid ihr das letzte Mal so richtig schnell geschwommen? Oder habt euch auf einen Wettkampf vorbereitet? Bei uns ist es ganz schön lange her, die Zeit, das Alter, die Verpflichtungen - irgendwas kommt da immer dazwischen. Aber: Internationale Wettkämpfe schwimmen ist keine Frage des Alters: Ruth Stübert ist 76, Monika Senftleben sogar schon 83 - und beide haben in diesem August an der Masters-WM in Singapur teilgenommen!

Früher waren sie sogar mal richtig schnell, erzählen die beiden kokett, in Singapur habe es für Monika auf 100 Meter Brust allerdings „nur“ für 2:09 min gereicht. Immerhin die Silbermedaille! Was sie verschweigt: Auf 50 Meter Brust hat sie sogar den Weltmeistertitel in ihrer Altersklasse erreicht. Und den 3. Platz bei 50 Meter Kraul.

Ihren ersten Masters-WM-Titel erschwamm Monika 1988, mit quasi jugendlichen 46 Jahren, damals sei sie noch deutlich schneller geschwommen, winkt sie ab. Diesmal war sie mit die älteste in der Gruppe - und ist dann doch ganz schön stolz auf ihren Erfolg. Ruth Stüberts Paradedisziplin ist 50 Meter Freistil - dafür hat sie in Singapur noch 40 Sekunden gebraucht und den 3. Platz leider ganz knapp verpasst.

Qualifizieren kann sich bei den Masters jede und jeder, es gibt allerdings Pflichtzeiten bis ins hohe Alter hinein. Immer fünf Jahre werden zusammengefasst. Die älteste in Singapur war 95 Jahre allt. Man tritt aber nicht für sein jeweiliges Land an, sondern für den Verein - im Fall der beiden ist das die SG Neukölln. Der Verein zahlt Akkreditierung und die Startgelder. Reise, Unterkunft, Essen muss von den Athlet:innen bezahlt werden.

Wie groß ist der Druck noch in diesem Alter? Abnehmen tut er nicht, sondern wird eher schlimmer, da sind sich beide einig. Auch wenn es eigentlich um nichts geht - die Nacht vor dem Wettkampf können sie trotzdem nicht wirklich gut schlafen. Aber es sei einfach so schön, all die anderen Teilnehmer:innen zu treffen. Immerhin schwimmen die beiden tatsächlich schon seit der Kindheit. Und wenn auch in den ersten Jahrzehnten nicht unbedingt in der allerersten Reihe, so haben sie auch damals schon an nationalen und Ruth auch an internationen Wettkämpfen teilgenommen. Monika hat im deutschen Schwimmverband sogar selber Wettkämpfe organisiert.

Auch wenn die beiden nun wirklich sportlich sind - vor Krankheiten schützt sie das leider nicht. Ruth hatte bereits zwei Herzinfarkte, auch Monika war zwischenzeitlich sehr krank. Sie fühlen sich trotzdem gesünder als andere in ihrem Alter. Und sehen zudem phantastisch aus! Und sie wollen weiter schwimmen. Ruth will auf jeden Fall zur Europameisterschaft im nächsten Jahr. Für Monika soll Singapur die letzte WM gewesen sein - auch wenn Ruth ihr das noch nicht glaubt.

Locker plaudern die beiden über die vielen Weltmeisterschaften, an denen sie in den letzten Jahrzehnten überaus erfolgreich teilgenommen haben, vor 20 Jahren sogar noch über 200 Meter Schmetterling. Die beiden trainieren regelmäßg, im Winter 3-4mal, im Sommer 5-6 mal die Woche, immer etwa eine Stunde, gerne auch Intervalltraining. Was Besseres als die Bedingungen bei der SG Neukölln, auch da sind sich die beiden einig, kann es für sie nicht geben.




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1 month ago
44 minutes 44 seconds

Chlorgesänge
Folge 126: Tragödie im Schwimmunterricht

Der Fall ist ein Schock für Eltern und Lehrkräfte gleichermaßen: Der 7-jährige Arun aus Konstanz ertrinkt im September 2023 während des Schwimmunterrichts. Dabei waren zwei Lehrerinnen vor Ort, die die 21 Kinder im Blick behalten konnten. Und sie haben vieles richtig gemacht: Sie haben nicht auf die Einschätzung der Eltern gehört, wie gut die Kinder schwimmen können. Sie haben sich selber ein Bild gemacht und alle erst einmal als Nichtschwimmer betrachtet. Sie haben den Schwimmer- vom Nichtschwimmerbereich abgesperrt.

Und trotzdem ist das Unglück geschehen. Hätte es verhindert werden können? Oder stehen Schwimmlehrer:innen eigentlich immer mit einem Bein im Knast, egal, wie sorgfältig sie arbeiten? Wie sicher kann Schwimmunterricht überhaupt sein? Und wer trägt die Verantwortung? Darüber reden wir in dieser Folge mit Daniel Möllenbeck, dem Präsidenten des Deutschen Sportlehrerverbandes.

Aber der Reihe nach: An diesem 18. September 2023 gehen zwei Lehrerinnen mit 21 Kindern zum Schwimmunterricht. Wie in jedem Bundesland steht auch in Baden-Württemberg Schwimmunterricht im Rahmenlehrplan. Die eine der beiden Lehrerinnen ist sehr erfahren, hat schon mehr als 50mal Schwimmuntericht gegeben, die andere macht gerade ihr Referendariat. Bei 1,30 Meter ziehen sie eine Leine durchs Becken, um den Schwimmer- vom Nichtschwimmerbereich abzutrennen, ermahnen sie die Kinder, auf jeden Fall immer da zu bleiben, wo sie sicher stehen können. Dann spielen sie mit ihnen das Auto-Spiel: Alle Kinder gehen im Nichtschwimmer-Bereich ins Wasser, rudern auf Kommonado vor und zurück, nach rechts und nach links - und haben einen Riesenspaß.

Schwimmunterricht ist laut Lehrplan Pflicht. In Baden-Württemberg darf eine Lehrkraft dabei 28 Kinder beaufsichtigen - hier sind es sogar zwei. Natürlich ist es ein Problem, dass immer weniger Kinder schon vor der Schule schwimmen lernen, aber dafür ist der Unterricht ja auch da. Sie hatten die Kinder immer im Blick behalten, erzählen die beiden Lehrerinnen später vor Gericht. Und doch treibt der 7-jährige Arun plötzlich leblos im Wasser. Noch am Beckenrand wird er wiederbelebt, stirbt aber später im Krankenhaus.

Der Fall kommt vor Gericht. Das Urteil im Februar 2025: Sechs beziehungsweise neun Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung plus Schmerzensgeld. Beide Seiten gehen in Berufung. Die Staatsanwaltschaft, weil sie die Strafen für zu niedrig hält. Die Verteidigung, weil sie einen Freispruch will. Noch ist darüber nicht entschieden. Bundesweit aber schauen viele Lehrer darauf, was jetzt passiert, so Möllenbeck. Denn es könne nicht sein, dass allein die Lehrkräfte vor Ort zur Verantwortung gezogen werden. Weil sie verpflichtet, aber von der Situation und den Erwartungen oft überfordert sind. Weil es an Personal fehle. Und zunehmend auch an Motivation der Lehrkräfte, sich auf so ein Wagnis einzulassen.

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2 months ago
29 minutes 40 seconds

Chlorgesänge
Folge 125: Wenn der Sommer baden geht

In diesen Tagen kann man in den Berliner Freibädern dem Wasser beim kalt werden zusehen. Eben noch 25 Grad warm erreichen die Wassertempertaturen mit Mühe mittlerweile nur noch 20 Grad - Besserung nicht absehbar. Und das im August! Grund genug, uns fröstelnd über die Saison auszutauschen - und zu wenig wirklich positiven Ergebnissen zu kommen.

Die Idee. das Wasser in den meisten Berliner Freibädern nicht mehr zu heizen, ist den Bäderbetrieben in diesem kalten Sommer so richtig auf die Füße gefallen. 300.000 Gäste weniger, das ist schon eine Größenordnung. So viel Platz wie jetzt im August hatte man in den Bädern wohl selten. Es ist einfach zu kalt. Draußen - und drinnen, im Becken. Gleichzeitig sind auch die Eintrittspreise gestiegen, Sammelkarten gelten nicht mehr und müssen unbedingt bis zum 4. September in einen Gutschein umgewandelt werden. Die Jahreskarte ist abgeschafft und ab Dezember gibt es Wertkarten und die Möglichkeit einer Abo-Mitgliedschaft - Genaueres erfährt aber nur, wer sich ausgiebig in die Tarifsatzung vertieft. Keine Werbung, keine Anreize - nun ja.

Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen vermeldet: Berlin hat die schlechteste Schwimmbadversorgung Deutschlands - und das trotz der über 60 Bäder. Es ist ein Jammer!

Die Kriminalität in den Berliner Bädern ist zu unserem Leidwesen in diesem kalten Sommer leider nicht gesunken. Allein bis Ende Juli gab es 119 Hausverbote und mit 141 Straftaten etwas mehr als im Vorjahr. Massenschlägereien wurden nicht vermeldet, wohl aber Hausfriedensbruch, Körperverletzung, Diebstahl und einige Sexualdelikte.

Froh haben uns die Meldungen auch aus anderen Freibädern nicht gemacht. So öffnete das Freibad im Schweizer Ort Pruntrut im Kanton Jura seine Pforten nur noch für Schweizer Staatsangehörige oder Menschen mit Aufenthalts- oder Arbeitsbewilligung in der Schweiz. In Lörrach und Müllheim wurde das Tragen von weiten Badehosen und Burkinis untersagt. Alles Aufregermeldungen, die locker jedes (kalte) Sommerloch gefüllt haben.

Wir sind froh, angesichts dessen wenigstens eine gute Sache vermelden zu können: Wir haben die für diese Saison ultimative Schwimmbrille entdeckt! Dicht, beschlägt nicht und sitzt auch noch gut! Müsst ihr nicht glauben - aber falls ihr jetzt trotzdem neugierig geworden seid: Es ist die Marke Ozean von buddyswim. Mit dem Code „CHLOR20“ kriegt ihr dort 20 Prozent Rabatt. Vielleicht wenigstens eine kleine Entschädigung für diesen kalten Sommer. Und wir freuen uns auf Eure Rückmeldungen!











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2 months ago
30 minutes 30 seconds

Chlorgesänge
Folge 124: Challenge alpin gegen Krebs

Plötzlich war die Mail ins unserem Postfach: Bernhard Hengl fragte, ob er nicht mal mit uns reden könnte. Er sei gerade als erster Österreicher überhaupt durch den Bodensee geschwommen, 65 Kilometer nonstop, knapp 26 Stunden, ohne Neo - und erhätte einen guten Grund dafür. Das machte uns neugierig und wenig später waren wir auch schon im Gespräch.

Der 42jährige Bernhard Hengl ist in Österreich kein Unbekannter. Bis 2015 spielte er Wasserball in der Bundesliga, holte mit seiner Mannschaft neunmal den Titel, war lange Kapitän im Nationalteam. Dann sollte Schluss sein, Beruf und Familie forderten ihren Anteil an seinem Leben. Doch Bernhard hatte noch nicht abgeschlossen, 2016 plante er sein Comeback - und bemerkte, dass er immer geschwollene Lymphdrüsen hatte, das wollte einfach nicht weggehen. Die Diagnose war hart: Morbus Hodgkin, Lymphdrüsenkrebs.

Doch aufgeben war für ihn auch jetzt keine Option, erzählt er uns. Sport blieb ihm auch während der Chemotherapie wichtig - „ich hab den dann immer so drumherum gebaut“. Allerdings - natürlich keine Wasserballeinheiten. Mitunter waren 500 Meter gehen schon so anstrengend wie früher ein Final-Spiel. Und er hat es geschafft: Bernhard hat nicht nur den Krebs besiegt, sondern schaffte auch sein Comeback - und holte sich den 10. Titel seiner Karriere.

Mittlerweile ist er fünffacher Familienvater - doch die Erfahrung, die er mit dem Krebs gemacht hat, lässt ihn nicht los. Es werde viel zu wenig darüber geredet, sagt er, dabei kenne jeder mindestens einen Menschen, der daran erkrankt war oder ist. Auf diese Menschen will er aufmerksam machen - und ihnen Mut machen. Deshalb hat er in diesem Jahr seine Alpine Seven gestartet, angelehnt an die Oceans Seven, DIE Langstreckenschherausforderung für Schwimmer:innen. Statt Haie und Salzwasser eben Gletscherschmelze und Berge, quasi. Sieben Alpenseen - 330 Kilometer - vier Länder. Und außerdem war das auch seine Nummer als Wasserballer - die Sieben.

Los ging es im Juni dieses Jahres mit 20 Kilometern durch den Attersee, am 12. Juli war dann der Bodensee an der Reihe. Und der ist wahrlich nicht ohne: Gegenströmungen, Wind - aber Bernhard hat es geschafft. Von Bodman bis Bregenz. Und er macht es nicht nur für sich, er will damit Spenden sammeln für Menschen mit Neurofibromatose, einer seltenen genetischen Tumorerkrankung. Sehr schmerzhaft, denn die Geschwulste siedeln sich meist an den Nervenenden an. Die Gründer des Vereins, für den er sammelt, sind seine Freunde, er weiß, dass das Geld gut angelegt wird - und erhofft sich natürlich auch vom Auftritt in unserem Podcast ein paar Spenden: „Einfach nur, was vielleicht übrig ist. Jeder Euro ist wertvoll“, sagt er.

Im Herbst geht es dann in den Wörthersee, in den nächsten ein bis zwei Jahren sollen Genfer See, Gardasee, Vierwaldstättersee und Lago Maggiore folgen. Wir drücken ihm ganz fest die Daumen und wünschen ihm und seinem Projekt jede mögliche Unterstützung!


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3 months ago
36 minutes 55 seconds

Chlorgesänge
Folge 123: Top-Schwimmer mit vier Pfoten

Nicht nur Menschen schwimmen gern - auch Hunde tun das. Allerdings: Nicht alle können es. Oder müssen sich erstmal dran gewöhnen. Deswegen haben wir heute jemanden zu Gast, der sich damit sehr gut auskennt - schließlich war Raphael Knop mit seinem Nova Scotia Duck Tolling Retriever (Toller) namens Taru schon zweimal im Finale von Top Dog Germany bei RTL, das erste Mal 2022, und auch in diesem Jahr wieder! Wer das Format nicht kennt, aber Hunde (und Menschen!) liebt - unbedingt anschauen!

Raphael begrüßt uns mit seinen beiden Hunden Taru und Nuvi in seinem Garten. Dem dreifachen Familienvater ist beim Umgang mit seinen Hunden vor allem eins wichtig: Alles, was man tut, sollte man gemeinsam machen. Also den Hund nicht einfach mit dem Stock ins Wasser scheuchen, das ist oft richtig Stress für das Tier, sondern lieber auch mal gemeinsam mit ihm schwimmen, davon ist Raphael absolut überzeugt.

Sein Hund Taru ist total schwimmbegeistert, das liegt Tollern sozusagen im Blut, schließlich ist die Rasse einst extra für die Entenjagd gezüchtet worden. Allerdings - jeden Tag spielen im Wasser ist auch für ihn kontraproduktiv, weil schwimmen für Hunde anstrengend ist und sie dann schnell „überdrehen“. Zu viel schwimmen kann sogar schädlich sein: Es kann dann zur so genannten Wasserrute kommen, einer sehr schmerzhaften Entzündung. Oder die Hunde schlucken zu viel Wasser, auch das kann gefährlich sein, was viele gar nicht wissen, sagt Raphael.

Hunde schwimmen natürlich nicht wirklich, sondern „paddeln“ eher. Aber auch sie haben unterschiedliche Wasserlagen, entsprechend sicher schwimmen sie dann auch. Und nicht alle Hunde können es, auch wenn man es noch so oft übt: Möpse, manche Bulldoggenarten oder Boxer beispielsweise haben so kurze Nasen, dass sie viel zu schnell Wasser einatmen und deshalb beim Schwimmen nicht ausreichend Luft bekommen.

Generell sollte man bei allen Welpen, egal welcher Rasse, erstmal Wassergewöhnung machen. Und genau schauen, wie der Hund reagiert. Manche sind sofort begeistert - andere nie. Aber gleich beim ersten Mal aufgeben sollte man auf keinen Fall, so Raphael.

Auch für Hunde gibt es übrigens Schwimmwesten. Es erleichtert das Schwimmen und sie können auch mal Pausen machen, wenn man länger mit ihnen schwimmen will.

Und dann gibt es Hunde, die gezielt zur Wasserrettung eingesetzt werden, wie Neufundländer beispielsweise. Durch Kraft und Ausdauer können sie dabei extrem hilfreich sein.

Raphael war mit seinen Hunden auch schon in einem Schwimmbecken. Manche Bäder bieten diese Möglichkeit am Ende der Saison, Hund und Besitzer:in können dann gemeinsam ins Wasser und das ist ein Riesenspaß, erzählt Raphael. Er hat beim letzten Mal ein paar Tauchringe mitgenommen, um Taru und Nuvi das Tauchen beizubringen. Für Hunde ist es nämlich eine große Herausforderung, das Blubbern zu lernen, damit sie unter Wasser bleiben. Und im Pool kann man ihnen dabei wesentlich besser zuschauen als im See.

Allerdings - nicht jeder schwimmbegeisterte Hund geht auch gern in einen Pool. Vom Beckenrand springen ist nicht allen angenehm und auch die vielen Blautöne, die Hunde tatsächlich erkennen, können sie irritieren. Aufpassen muss man auch, wenn noch Chlor im Wasser ist. Nicht nur, weil Hundemägen darauf empfindlich reagieren - auch ihre Haut mag kein Chlor. Deshalb auf jeden Fall hinterher abduschen!

Raphael fände es aber schon cool, wenn es im Freibad auch Bereiche für Hunde gäbe, mit einem Extra-Becken ohne Chlor - dann könnte wenigstens die ganze Familie gemeinsam gehen.

Hunde können übrigens auch unter Wasser riechen (so wie eine von uns).

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3 months ago
38 minutes 43 seconds

Chlorgesänge
Bestimmt verpasst: Die trüben Seiten des Schwimmsports

Diesmal sprechen wir mit einem Kollegen - einem ⁠Investigativ-Journalisten⁠, vor dem sich Funktionäre, Verbände und auch Sportler in der ganzen Welt fürchten. Hajo Seppelt hat international und national maßgeblich zur Aufdeckung von Dopingvergehen beigetragen und dafür zahlreiche Preise bekommen. Angefangen hat der einstige Berliner Jahrgangsmeister im Brustschwimmen 1985 als Sportreporter beim Sender Freies Berlin, von 1992 bis 2006 war er Live-Kommentator für das ARD-Fernsehen bei Schwimmwettkämpfen, war unterwegs bei Olympia, Europa- und Weltmeisterschaften.

Schon damals hat er sich mit dem Thema Doping befasst. 1997 erschien sein Film „⁠Staatsgeheimnis Kinderdoping ⁠- Doping-Täter und -Opfer des DDR-Schwimmsports“. Das war eigentlich eher zufällig, erzählt er uns lachend im Gespräch, er sei damals verliebt gewesen in eine Kollegin, die ehemalige kanadische Leistungsschwimmerin ⁠Karin Helmstaedt⁠, mit ihr zusammen habe er dann diesen Film gemacht. Auch wenn aus der Beziehung nichts geworden sei - das Thema Doping habe ihn nicht mehr losgelassen.

Gleichzeitig kommentierte er immer noch Schwimm-Wettkämpfe - und merkte zunehmend, wie sehr ihm die reine Ergebnis-Berichterstattung auf die Nerven ging. Aus seiner Sicht gab es viel mehr zu erzählen über die Sportler - aber vor allem auch über die Geschäftemacher, Ärzte und Verbände, die am Sport verdienen. Und mitunter tatsächlich auf ALLES setzen, damit am Ende eine Medaille, ein Sieg dabei herauskommt. Auch auf Doping. Ein mitunter lebensgefährliches Mittel zum Zweck.

Hajo ist ein Typ, das wurde bei unserem Gespräch sehr schnell klar - der macht, was er für richtig hält. Eine öffentlich gewordene privaten E-Mail, in der er die unkritische Sport- und Doping-Berichterstattung der ARD kritisierte, so erzählt es Seppelt, führte 2006 dazu, dass er nicht mehr von Wettkämpfen berichten durfte. Gebremst hat ihn das nicht. Beim WDR baute er eine Doping-Redaktion auf, seitdem ist er in Sportsendungen, Nachrichtensendungen und Magazinen sowie als Autor von Dokumentationen zum Thema Doping zu sehen, mittlerweile hat er auch eine eigene Produktionsfirma.

Aber kann man es einem Sportler verdenken, wenn er alles versucht, um noch schneller, besser, toller zu werden? Anders als früher, sagt Seppelt, kann er den einzelnen Sportler mitunter verstehen. Der Druck sei immens, die Medien machen zusätzlich Stimmung. Viele Leistungssportler sind noch sehr jung, glauben, dass das schon alles richtig ist. Ihn ärgern vor allem die großen Verbände, die mitmachen, vertuschen und mit dem Risiko der Sportler ihr Geld verdienen. Besonders schlimm sei dies, weil auch die ⁠WADA⁠, die internationale Anti-Doping-Agentur häufig nicht wirklich hinschaue. Dabei ist sie dafür da, Doping zu verhindern.

Eigentlich, sagt Seppelt, sei Doping alles, was man dem Körper zuführt, um bessere Leistungen zu erzielen. Offiziell - und damit offiziell verboten - ist alles, was auf der ⁠Doping-Liste⁠ der ⁠Anti-Doping-Agenturen⁠ stehe, sei das nun Doping mit sauerstoffangereichertem Eigenblut, Anabolika, Hormone oder Medikamente wie Trimetazidin.

Das war im April 2024 bei 23 chinesischen Schwimmern nachgewiesen worden. Angeblich hatten sie im Hotel verunreinigtes Essen zu sich genommen. Die WADA akzeptierte diese Erklärung zunächst - und Hajo zeigte in seinem ⁠Film⁠, dass diese Begründung sehr unwahrscheinlich - aber vor allem nie wirklich überprüft worden sei.

Übrigens: Wer glaubt, nur in China, Russland oder den ehemaligen Ostblockstaaten werde gedopt, der irrt. Doping im Sport gibt es überall. Im Herbst 2025 wird Hajo einen Film über Kinderdoping im Sport in aller Welt veröffentlichen. "⁠Geheimsache Doping⁠" heißt der Podcast, der er zusammen mit seiner Kollegin Kerstin Hermes macht. Bereits 2019 hat er das Buch „⁠Feinde des Sports⁠“ veröffentlicht, in dem er über die Hintergründe seiner mitunter sogar gefährlichen Arbeit berichtet. Er selbst geht zu keinen (Schwimm-)Wettkämpfen mehr. Den Spaß daran habe er schon lange verloren.

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3 months ago
54 minutes 59 seconds

Chlorgesänge
Bestimmt verpasst: Fische haben auch keine Arme und Beine

Diese Begegnung wird uns noch lange im Gedächtnis bleiben. Wir treffen ⁠Janis McDavid ⁠nach seinem Trainung im SSE, der Schwimm- und Sprunghalle im Berliner Europasportpark. Paralympics-Trainer Matze Ulm ist zufrieden mit der heutigen Leistung, wir können uns in einen kleinen Raum am Eingang zurückziehen.

Janis ist ein Phänomen, das wird gleich am Anfang klar. Mit seiner Statur erregt er Aufmerksamkeit wie ein Popstar, der 33jährige hat weder Arme noch Beine, erlebt es immer wieder, wie Leute ihn ⁠anstarren⁠. Dabei führt er ein rasanteres Leben als die meisten von uns, fährt Rennwagen, hat den Kilimandscharo bestiegen, reist als Speaker durch die Welt, um für eine Arbeitswelt zu werben, in der alle Menschen diskriminierungsfrei arbeiten können.Für viele gilt er als einer der engagiertesten Vordenker für Inklusion und Gleichberechtigung.

Langer Zeit sein blinder Fleck: Schwimmen können. Als Kind wäre er fast ertrunken, wenn ihn seine Mutter nicht im letzten Moment gerettet hätte. In der Schule fühlt sich niemand in der Lage, ihm das Schwimmen beizubringen, lauter hilflose Versuche, alle schlugen fehl. Janis, der eigentlich nichts in seinem Leben für unmöglich hält, ⁠kommt an seine Grenzen⁠. Doch dann verändert die Stiftung „Deutschland schwimmt“ sein Leben. Er erfährt, was er nie für möglich gehalten hätte: Das Wasser hält und trägt ihn, er kann schwimmen!

Das war im Frühjahr 2024. Seitdem trainiert Janis jeden Tag, optimiert seinen Schwimmstil, gleitet wie ein Delphin durchs Wasser. Ein riesiger Aufwand - allein der Rumpf sorgt für seine Fortbewegung, er hat keine Arme und Beine, die ihn unterstützen können. Doch seine Fortschritte sind enorm: Immer schneller legt er immer größere Strecken zurück. Sein Leben hat sich komplett verändert: kein Alkohol mehr, stattdessen jeden Tag eine Trainingseinheit in der Schwimmhalle.

Er sagt selbst - es ist wie eine Sucht. Vielleicht tritt er 2028 bei den Paralympics an, vielleicht auch nicht. Er bewundert den Para-Schwimmer Josia Topf, bei dem er seine ersten Trainingseinheiten machen durfte. Mittlerweile ist Janis auch ⁠Botschafter ⁠für die Stiftung „Deutschland schwimmt“, setzt sich dafür ein, dass Menschen mit Behinderungen selbstverständlich schwimmen lernen können. Was der Grund dafür ist, dass er ohne Arme und Beine auf die Welt gekommen ist - vermutlich ein genetischer Defekt namens Tetraamelie - interessiert ihn nicht. Für ihn ist viel wichtiger, was seine Mutter vor vielen Jahren zu ihm gesagt hat: „Jeder Mensch hat eine Aufgabe in dieser Welt. Es liegt an dir herauszufinden, welche das ist.“ Janis hat ⁠viele Aufgaben⁠ gefunden.






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3 months ago
49 minutes 29 seconds

Chlorgesänge
Folge 122: Goldener Plan 2.0

Deutschland hat über 6000 Schwimmbäder - doch schon bald könnten es viel weniger sein. Laut einer Studie der KfW werden in den nächsten zwei, drei Jahren rund 800 Bäder geschlossen, weil sie dringend saniert werden müssten - aber nichts geschieht.

Dabei haben wir schon jetzt viel zu wenig Bäder, sagt die Bäderallianz, ein Zusammenschluss aus 15 einschlägigen Verbänden, darunter die DLRG, die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen, der Bundesverbad der Deutschen Schwimmmeister oder der Deutsche Schwimmverband. Und forderte deshalb Anfang Juli öffentlich, dass endlich was geschehen müsse.

Allein der Bund solle eine Milliarde pro Jahr zur Verfügung stellen, so der Appell, die Kommunen dürften mit dem Problem der fehlenden und maroden Bäder nicht allein gelassen werden. Kurze Beine, kurze Wege - das dürfte die einschlägigste Formel der Bäderallianz sein, denn vor allem für den Nachwuchs muss dringend was getan werden.

Denn, so macht auch Christian Kuhn als Sprecher der Bäderallianz in unserem Podcast klar: Mehr als die Hälfte der Viertklässler in Deutschland kann nicht sicher schwimmen. Dabei sei der Schwimmunterricht in jedem Bundesland fester Bestandteil des Lehrplans und dadurch zwingend festgeschrieben. Allein - es fehlt häufig an Möglichkeiten, ihn auch tatsächlich umsetzen zu können.

Deswegen seien hier Kommunen, Bund UND Länder gefragt. Doch statt MEHR Geld in die Bäderinfrastruktur zu stecken, habe die schwarz-rote Regierung die Sportförderung insgesamt sogar noch gekürzt. Schwimmbäder gehörten zwar zur Daseinsfürsorge, führten jedoch allzu häufig ein Schattendasein. Und niemand schreit wirklich auf.

Gemeinsam haben die Verbände der Bäderallianz deshalb jetzt einen sogenannten Schwimmbadplan entworfen. Aus dem Sondervermögen Infrastruktur müssten in den nächsten Jahren 12 Milliarden Euro fließen, nur so könne eine nachhaltige Veränderung zum Besseren erreicht werden. Das Ziel: dass im Jahr 2041 jeder und jede in Deutschland in einer Auto-Entfernung von höchstens 30 Minuten ein Hallenbad erreicht, das für Schwimmenlernen, Schul-, Vereins- und gesundheitsorientiertes Schwimmen geöffnet ist. Das wirke sich nicht nur auf´s SchwimmenLERNEN aus, sondern fördere auch die Leistungsspitze. Für die Attraktivität des Bademeisterberufs müsse ebenfalls dringend etwas getan werden - bundesweit fehlen rund 3000 Fahkräfte. Hier könne auch KI keine nachhaltige Lösung sein, auch wenn sie in manchen Bädern bereits zur Unterstützung bei der Badeaufsicht eingesetzt werde.

Ob die Verbände gehört werden, ist nicht ausgemacht. Dabei haben so viele Menschen - auch wir - davon profitiert, dass Deutschland schon mal so etwas ähnliches gemacht hat.

In den 1960er und 1970er Jahren hat man sehr viel dafür getan, dass überall Sportstätten und Schwimmbäder fußläufig erreichbar waren - bekannt als „der Goldene Plan“. In einem 15-Jahre-Programm wurden insgesamt 17,4 Mrd. DM für die Verbesserung der Sportstätteninfrastruktur aufgebracht.

Das Ergebnis: Die Boomer-Generation konnte sich ein Leben ohne Schwimmbäder gar nicht vorstellen. Nicht nur, um schwimmen zu lernen - sondern als sozialer Treffpunkt für alles. Die Bäderallianz nennt ihre Forderung „Deutscher Schwimmbadplan“. Das Ergebnis sollte das gleiche sein.










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4 months ago
32 minutes 19 seconds

Chlorgesänge
Folge 121: Mann über Bord und andere Highlights

Zuallererst müssen wir über einen Film reden: „Der weiße Hai“ wird in diesem Jahr 50 Jahre alt und hat bei vielen Menschen nachhaltige Ängste ausgelöst beim Schwimmen in unbekannten Gewässern .

Allerdings - bei der Entstehungsgeschichte des Films muss man doch schon sehr schmunzeln. Die Atrappe des Hais funktionierte im Meerwasser nicht, die Schauspieler kriegten sich in die Haare und die Dreharbeiten waren nicht nur wesentlich länger, sondern auch teurer als geplant.

Der Erfolg gab Regisseur Spielberg trotzdem recht - „Der weiße Hai“ wurde der erste Blockbuster der Filmgeschichte.

Um die Schönheit und Friedfertigkeit der meisten Meeresbewohner geht es in dem Buch „Das große Spiel“ von Richard Powers. Auf einer winzigen Insel im Pazifik soll die Gesellschaft der Zukunft entstehen. Von hier aus sollen schwimmende Städte erbaut werden, die den Bewohner:innen ganz neue Möglichkeiten geben.

Es geht nicht um weniger als um die großen Fragen der Menschheit von Feminismus, über Klima und Evolution bis hin zu Plattformkapitalismus. Doch der eigentliche Held in der Geschichte ist der Ozian.

Nicht um den Ozean, sondern um den Ärmelkanal geht es bei „Gertrude Trudy Ederle - Eine Schwimmerin verändert die Welt“ von Anne Kathrin Kilg-Meyer. Als erste Frau durchquerte ihn die US-Amerikanerin (Tochter, deutscher Auswanderer), am 6. August 1926. Sie war zudem die erste, die einen Bikini dabei trug, um beweglicher zu sein – leider ließ sie sich das gute Stück nicht patentieren. Zwei Millionen Menschen erwarteten Trudy nach ihrem Erfolg zur Parade in New York – aber lange konnte sie von ihrem Ruhm nicht leben. Wenige Jahre nach dem Abenteuer wurde sie taub.

„Gentleman über Bord“ von Herbert Clyde Lewis - das Buch aus dem Jahr 1937 ist eine echte Entdeckung: Ein Frachter namens Arabella ist auf dem Weg über den Pazifik von Hawai nach Panama, an Bord der New Yorker Geschäftsmann Standish. Ein Mann von gehobenem Stand, der auch an Bord jeden Tag einen Anzug trägt. Doch eines Tages passiert ihm ein Missgeschick - er geht über Bord.

Empathisch und gleichzeitig distanziert malt der Autor ein treffendes Bild unserer Gesellschaft, auch wenn das Buch bereits vor knapp 100 Jahren geschrieben wurde.

Passend dazu: Annemarie Stoltenberg/ Gabriele Haefs: „In den Wellen – Geschichten vom Schwimmen“, erschienen als (wunderschönes) Hardcover bei Reclam. Goethe, Tucholsky, Brecht, John Düffel und andere schreiben über das Wasser, in dem sie sich bewegen und was das mit ihnen macht. Ausgesprochen hübsches Buch.

Um die Macht des Meeres und dass man sich nie sicher sein sollte, geht es in dem Buch „Mitternachtsschwimmer“ von Roisin Maguire. Es spielt in Ballybrady, einem Dorf an der irischen Küste. Hier lebt Grace, verbringt ihre Tage mit Schwimmen, Arbeit und ihrem ausgesprochen hässlichen Hund.

Um Geld dazu zu verdienen vermietet sie ihr Cottage. Und eines Tages kommt Evan - und bringt seine eigene Lebensgeschichte mit. Denn sein jüngstes Kind ist gestorben und er gibt sich die Schuld dafür.

Was dann so alles passiert, ist mitunter erwartbar - und doch wunderbar erzählt, genau das richtige für den Strand.

Martin Tschepe: „Im Element. Geschichten vom Schwimmen“, hergestellt bei „Books on Demand, Norderstedt. Ein Schwimmer, den etliche als Eisschimmer von Facebook kennen, hat seine Abenteuer aufgeschrieben. Motto: Alles im Fluss – 300 Kilometer durch den Neckar.  Ein Buch, das Mut macht selbst loszuziehen und davon zu berichten.

Weg von Fluss und Meer - hin zum Pool: Die Doku „Poolgeschichten“ auf arte geht der Frage auf den Grund, warum wir Pools so lieben. Man erfährt, dass in Freiburg das älteste Freibadbad Deutschlands steht und dass das erste Bad, in dem Anfang des 20. Jahrhunderts Chlor zum Einsatz kam, das Stadtbad in Berlin Neukölln war. Mit herrlichen Archivbildern wandert der Film durch die Pool-und Schwimmgeschichte der Jahrhunderte

Wir müssen deshalb jetzt auf der Stelle in den Pool springen - viel Spaß beim Lesen und Schauen!
















 


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4 months ago
29 minutes 43 seconds

Chlorgesänge
Folge 120: Gute Organisation ist alles

Wenn es heiß ist, kann es in den langen Schlangen am Freibadkiosk schon mal zu Rangeleien kommen. Gut, wenn das wie im Berliner Kombibad Seestraße alles bestens organisiert ist. Und der Chef auf alle ein zusätzliches Auge hat! Wir haben Ersan Gümüsboga in seinem Restaurant „Seepferdchen“ vor anderthalb Jahren schon einmal getroffen - damals aber war Winter und alles entsprechend gut geregelt.

Im Sommer sieht das schon anders aus. Wenn es heiß ist, ist der Druck groß, so schnell wie möglich an Getränke/Pommes/Eis/Süßigkeiten ranzukommen. Zu Hochzeiten können hier auch schon mal 12.000 Menschen gleichzeitig im Bad sein. Ersan hat das perfekt im Griff. Auf der Außenterasse seines „Seepferdchens“ gibt es alles außer Pommes, am Kiosk weiter hinter auf dem Gelände gleich drei Möglichkeiten, sich was zu kaufen: Ein Fenster für Pommes und Getränke und gleich zwei Fenster für Getränke und alles andere. Entsprechend gesittet geht es hier zu, die Schlangen sind kurz, die Wartenden geduldig und die Verkäufer:innen äußerst freundlich. Man kennt sich - und wenn Zeit ist, wird auch mal zusammen Ball gespielt oder einfach nur ein Schwätzchen gehalten.

Auch mit uns hält Ersan ein kurzes Schwätzchen. Das größte Problem für ihn in diesem Sommer bisher: Das ausgesprochen wechselhafte Wetter. So weiß er nie so richtig, wieviel er tatsächlich anbieten muss. Allerdings: Wenn es Ende des Monats ist, rechnet er immer mit weniger Besucher:innen. Denn dann haben die meisten einfach nicht mehr genug Geld, um mit der Familie ins Freibad zu gehen, so seine Erfahrung. Auch größere Zusammenstöße gab es bislang im Freibad nicht.

Überhaupt ist es im Kombibad Seestraße alles sehr gut geregelt. An den Fußbecken, durch die man durch muss, um zum eigentlichen Schwimmbecken zu kommen, stehen jeweils ein bis zwei Menschen, die nochmal in die Taschen schauen - „Glas ist hier nicht erlaubt!“ - und darauf achten, dass niemand mit Straßenkleidung das Areal betritt. Burkini ist erlaubt, Kleider und Hosen nicht. Und so muss sich der Kontrolleur auch noch mal vergewissern, dass das tatsächlich ein Badeponcho ist, mit dem eine von uns durch das Becken marschiert, und nicht etwa eine Tunika.

Im Schwimmerbecken gibt es genau eine geleinte Bahn - am Wochenende allerdings nur bis 11 Uhr, in der Woche auch schon mal länger, je nachdem, was so los ist. Eine von uns war schon ziemlich entsetzt, als die Leine einfach abgezogen wurde, obwohl sie sich gerade eingeschwommen hatte. Aber, so die nachvollziehbare Antwort des Bademeisters: Es sei einfach zu gefährlich, wenn sich bei zunehmender Fülle immer mehr Menschen an die Leine hängen oder sich einfach drüberwerfen. Abgesehen davon - was viele nicht wissen - dass man sich da ordentlich verletzen kann, auch die Leine selbst geht auf Dauer davon kaputt. Und das könne man einfach nicht die ganze Zeit im Blick behalten, so der Bäderangestellte. Findet nicht jeder gut - ist aber absolut nachvollziehbar.

Wer Bahnen ziehen will, ist hier also im Sommer nicht an der richtigen Stelle, ansonsten geht es hier aber sehr unaufgeregt zu.





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4 months ago
28 minutes 13 seconds

Chlorgesänge
Folge 119: Blau machen!

Sport im Schwimmbad kann man natürlich immer machen, Bahnen ziehen, Turmspringen üben, tauchen, den Ball durchs Wasser schleudern oder Freund:innen nachjagen. Seit diesem Jahr werden aber auf den Außenflächen eines Berliner Schwimmbads kostenlos weitere Sportaktivitäten für Kinder und Jugendliche geboten - und zwar an allen 365 Tagen des Jahres.

Der Ort ist das Kombibad Gropiusstadt in Berlin-Neukölln. Das wollen wir uns selber anschauen, an einem heißen Sommersonntag stehen wir bereits um 10:45 Uhr vor dem Bad - und erst einmal über 50 Minuten in der Schlange. Aber - nix von wegen Aufruhr oder Rangeleien! Friedlich schieben sich die langen Schlangen millimeterweise nach vorn. Mütter mit Kleinkindern, kichernde Mädchengruppen, Familienväter mit Klappstühlen und Gefriertaschen, junge Männer - alles dabei. Ute ist erstaunt über die Friedfertigkeit - einen Tag vorher am Strandbad Wannsee in Zehlendorf gab es schon nach einer Viertelstunde großes Gemaule, erzählt sie. Hier aber: Gelassenheit.

Endlich im Bad stellen wir fest: Es ist zwar voll, aber 80 Prozent der Menschen sind entweder im Nichtschwimmerbecken oder halten sich im Schwimmer am Beckenrand fest. Also erstmal ein paar Bahnen ziehen - und dann das Sportangebot suchen!

Hinten links werden wir fündig - und sind erstmal geblendet. Eine strahlend blaue Basketballfläche leuchtet uns entgegen, daneben ein Fußballkäfig, ein Volleyballfeld, Tischtennisplatten, Turngeräte und natürlich ein Trampolin. Die Kinder und Jugendlichen hier sind eifrig bei der Sache. Wer Trampolin springen darf und wie lange, organisieren sie selber, erzählt uns eine Mitarbeiterin vom Projekt SpOrt 365, das mit Unterstützung der Berliner Sportjugend den Standort hier betreibt. Drei Menschen von SpOrt 365 sind immer vor Ort, das Prinzip: Nur eingreifen, wenn es wirklich nötig ist und ansonsten möglich machen, dass sich die Kinder und Jugendlichen selber absprechen, wer als nächstes aufs Volleyballfeld oder an die Platte darf. Ob das wirklich gelingt? Wir können es uns kaum vorstellen. Die Halbstarken-Gang da im Fußballkäfig wird doch bestimmt niemanden Platz machen! Doch weit gefehlt. Zumindest an diesem Sonntag verlassen die muskelbepackten Jungs ohne größere Umstände den Käfig, als eine andere Gruppe spielen will. Und auch sonst geht es sehr friedfertig zu. Seit Anfang Mai läuft das Projekt, größere Zwischenfälle gab es bislang nicht, erzählt die Sozialarbeiterin. Genauso wenig wie im Kreuzberger Görltzer Park, wo SpOrt 365 schon seit ein paar Jahren einen weiteren Standort betreibt, über den wir in Folge 77 schon mal berichtet haben.

Seit dem 2. Juli werden die sportlichen Aktivitäte jeden Tag in der Woche von 10:00-18:00 Uhr und Samstags und Sonntags von 12:00-20:00 Uhr angeboten. Während der Sommerferien soll dann noch länger geöffnet sein - als Teil des Angebots „Sport im Freibad“, das es bereits in drei weiteren Berliner Schwimmbädern gibt.

Wir sind beeindruckt. Auch davon, dass die Außenfläche des Neuköllner Kombibads jetzt tatsächlich das ganze Jahr über zur Verfügung stehen soll. Wir hoffen sehr, dass man hier auch weiterhin ganz friedlich sein Mütchen kühlen kann - und schauen uns das in den Sommerferien bestimmt nochmal an!






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4 months ago
26 minutes 14 seconds

Chlorgesänge
Folge 118: Retten ist Ehrensache!

Sie ist die erste Frau in diesem Amt: Ute Vogt, Präsidentin der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft DLRG, nach eigenen Angaben die größte Wasserrettungsorganisation der Welt. Und wie alle anderen, die bei der DLRG tätig sind, macht sie das - ehrenamtlich!

Alerdings - wir merken schnell, dass Ute Vogt auch großen Spaß an ihrem Amt hat. Nicht nur, dass sie im DLRG-Pulli und mit DLRG-Hintergrund zu unserem Video-Call erscheint - die einstige Berufspolitikerin weiß die Anliegen der über 600.000 Mitglieder mit Nachdruck zu vertreten.

Dabei helfe ihr sicher auch, erzählt sie, dass sie für die SPD im Bundestag und im Parlament von Baden-Württemberg saß, sie war zudem Staatssekretärin im Bundesinnenministerium und Anwältin ist sie außerdem.

Die Netzwerke von einst sind ihr auch in diesem Amt durchaus nützlich. Öffentliche Gelder bekommt die DLRG allerdings selten und wenn dann meist in Form von Förderung spezieller Projekte. Dass sich die Organisation hauptsächlich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert, findet sie eher hilfreich, sagt Vogt, „da kann man viel freier agieren“.

Aber mit ihren Kontakten hat sie natürlich sehr viele Möglichkeiten, immer wieder auf Probleme in Deutschland aufmerksam zu machen. Dass es zu wenig Wasserflächen gibt, zum Beispiel, und dass eine KfW-Studie sagt, dass in den nächsten zwei, drei Jahren noch zusätzlich 800 Schwimmbäder bundesweit geschlossen werden müssen, wenn sie nicht saniert werden können. Wir jedenfalls finden diese Aussage ziemlich beängstigend!

Nicht nur für Kinder, für die es immer schwieriger wird, schwimmen zu lernen: 20 Prozent der Grundschüler in Deutschland sind keine sicheren Schwimmer. Von den 411 Badetoten im Jahr 2024 waren allerdings 60 Prozent über 55 Jahre alt. Kreislauf- und Herzerkrankungen sind oft die Ursache, oft aber auch „Männer, die sich einfach überschätzen“, sagt Vogt. Und legt auch für diesen Sommer nochmal allen ans Herz: Vorsichtig sein, nicht übertreiben, niemals im Freiwasser allein schwimmen. Vor allem Flüsse seien tückisch, weil man die Strömungen nicht immer gut abschätzen könne.

Dass alle Rettungsschwimmer:innen der DLRG ehrenamtlich unterwegs sind, nötigt auch Vogt großen Respekt ab. Sie würde sich allerdings wünschen, dass sie besonders in Katastrophenfällen Lohnersatz bekämen und dafür nicht auch noch Urlaub nehmen müssten. Und den ein oder anderen Zuschuss für ihre Ausrüstung hätten. Umso mehr freut sie sich, dass die Zahl der Helfer:innen zur Zeit eher steigt -. und hofft, dass es so bleibt. Denn Rettungsschwimmer:innen sind trotz allem Mangelware, nicht nur an Seen, auch in den Schulen.

Vogt wünscht sich deshalb eine konzertierte Aktion von Bund, Ländern und Kommunen: Für mehr Bäder, mehr Bäderpersonal und noch mehr Ehrenamtliche.

Als DLRG-Präsidentin ist sie unermüdlich unterwegs, um dafür zu werben. Zwischendurch springt sie auch selber mal in die Ostsee oder in ein Schwimmbad. Ein aktuelles Rettungsschwimmer-Abzeichen hat sie allerdings nicht - aber da vertraut sie ganz auf ihre Kollegen und Kolleginnen!

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5 months ago
40 minutes 25 seconds

Chlorgesänge
Folge 117: Demo im Fluss

Als erfrischend kann man sie auf jeden Fall bezeichnen, die Demo, an der wir für diese Folge teilgenommen haben: 100 Jahre Badeverbot in der Spree war der Initiative „Flussbad Berlin“ Anlass genug, ein Zeichen zu setzen: Es muss damit in Ende haben! Rund 300 Menschen machten mit - und badeten gemeinsam auf einem 100-Meter Teilstück des Spree-Kanals hinter dem Humboldtforum in Mitte, mit herrlichem Blick auf die Museumsinsel und den Berliner Dom. Natürlich waren auch wir dabei - und nach anfänglichem Grusel, wie es denn wohl um die Wasserqualität bestellt sein möge - hervorragend! - und wieviele Fahrräder, Bärsche oder Schlingpflanzen wir mit unseren Füße streifen werden, waren wir einfach nur noch begeistert!

Die Initiative hatte aber auch alles perfekt organisiert: Eine gut gesicherte Treppe und ordentliche Stufen ermöglichten den Einstieg in den Spree-Kanal, vorher konnte man unbesorgt alle persönlichen Sachen in einem überwachten Bereich abgeben und hinterher noch eine ausgiebige kalte Dusche nehmen. Im Wasser selbst trafen gemütliche Vor-sich-hin-Paddler auf aufblasbare Einhörner und Krokodile, eine muntere Truppe vergnügte sich beim Wasserball-Spiel, während andere ihr engagiertes Schwimmtraining an diesem Tag offensichtlich in die Spree verlegt hatten. Zwei Rettungsschwimmer überwachten das Geschehen und weitere Aufpasser:innen sorgten dafür, dass keiner zu weit wegschwamm. Und am Ende stiegen alle mit einem glücklichen Grinsen wieder aus dem Wasser.

Tim Edler, dem Initiator von Flussbad Berlin, war auf jeden Fall zufrieden. Und denkt bereits über Wiederholungen in diesem Sommer nach. Denn verbieten kann man Demonstrationen nur, wenn Gefahr im Verzug ist - also die Wasserqualität beispielsweise zu schlecht. Das war diesmal nicht der Fall - und wir können beide übereinstimmend berichten, dass es uns weder juckt noch sich irgendwelche Hautausschläge gebildet haben!

Doch so spaßig das Ganze war - so hat es doch einen ernsten Hintergrund: Denn angesichts des Klimawandels brauchen Berlin und seine Bewohner:innen einfach mehr Möglichkeiten, sich zwischendurch auch mal abzukühlen. Andere Städte wie Amsterdam oder Zürich machen es längst vor. Wir haben in unserer Folge 50 bereits ausführlich darüber berichtet, auch über die Fördergelder, die mittlerweile in dieses Projekt geflossen ist - und dass sich die Stadt nach wie vor ziert, das Ganze auch wirklich möglich zu machen. Immerhin waren diesmal sogar die Wasserbetriebe vertreten, die dem Ganzen offenbar durchaus wohlwollend gegenüberstehen - vielleicht wird es also doch noch was!

Weitere Demonstrationen könnten helfen. Dann fehlt nur noch eins: Ein paar öffentliche Toiletten!

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5 months ago
17 minutes 28 seconds

Chlorgesänge
Wir sind Schwimmerinnen. Wir waren beide mal im Schwimmverein, aber das ist lange her. Bis vor kurzem schwammen wir so wie die meisten – ab und zu, wenn es gerade passt. Doch dann entdeckten wir die Jahreskarte der Berliner Bäderbetriebe – und stellten fest: Berlin hat ja über 60 Schwimmbäder! Schnell stand fest: Die durchschwimmen wir alle! Und zwar in einem Jahr. Gesagt, getan. Was uns beim Bahnen ziehen durch den Kopf geht und warum wir meinen, dass schwimmen nicht nur überlebenswichtig, sondern ein großartiges Abenteuer ist – darum geht es hier!