Am Volkstrauertag wird der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. In dieser Dokumentation widmet sich der Autor Hans-Joachim Simm daher der Frage, wie die Menschen seit der Antike mit dem Thema Trauer und Verlust umgegangen sind und was ihnen Trost gebracht hat.
Trost will Leid lindern. Der Zuspruch, den wir dem anderen geben, soll ihm helfen, mit Verlust und Trauer umzugehen, sein psychisches Gleichgewicht wiederherzustellen. Meist sind es die engsten Angehörigen oder Freunde, die durch Wort und Tat trösten. Umgekehrt kann auch derjenige, der schweres Leid erfährt oder am Ende seines Lebens steht, die aufrichten, die um ihn trauern. In Gespräch und Zwiegespräch steht oft der Glaube an einen tröstenden Gott, an ein Jenseits im Mittelpunkt. Zu einem Topos der Geschichte der Tröstung ist der sterbende Sokrates geworden, der durch philosophische Dialoge den Schmerz der Freunde über seinen bevorstehenden Tod mildert. So ist - neben der Religion - gerade die Philosophie ein Medium, das Trost geben kann, und die sogenannte Konsolationsliteratur wurde zu einer eigenen literarischen Gattung, die mit dem der eigenen Sterblichkeit zugleich eine Zuversicht auf das Ende der Trauer geben will. Ebenso hat sich die Dichtung immer wieder zum Anwalt des Trostes gemacht. Gerade indem sie Leid, Verlassenheit und Trostlosigkeit thematisiert, gibt sie der individuellen Krisenerfahrung einen Rahmen, der selbst schon tröstlich sein und zu einer neuen Gelassenheit und Heiterkeit führen kann, zu dem Mut, das Leben neu zu gestalten. Bei Friedrich Hölderlin wird der Dichter zum Verkünder des Geistes, der "heitert", auch wenn die eigene Zeit eher "dürftig" erscheint. Fontane weiß: "In dem ew'gen Kommen, Schwinden, / Wie der Schmerz liegt auch das Glück, / Und auch heitre Bilder finden / Ihren Weg zu dir zurück." Und Theodor Storm verspricht: "So komme, was da kommen mag! / Solang du lebest, ist es Tag." Friedrich Nietzsche ist gewiss, dass Heiterkeit die "Einheit mit dem Herzen der Welt" wiederherzustellen vermag.
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Am Volkstrauertag wird der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. In dieser Dokumentation widmet sich der Autor Hans-Joachim Simm daher der Frage, wie die Menschen seit der Antike mit dem Thema Trauer und Verlust umgegangen sind und was ihnen Trost gebracht hat.
Trost will Leid lindern. Der Zuspruch, den wir dem anderen geben, soll ihm helfen, mit Verlust und Trauer umzugehen, sein psychisches Gleichgewicht wiederherzustellen. Meist sind es die engsten Angehörigen oder Freunde, die durch Wort und Tat trösten. Umgekehrt kann auch derjenige, der schweres Leid erfährt oder am Ende seines Lebens steht, die aufrichten, die um ihn trauern. In Gespräch und Zwiegespräch steht oft der Glaube an einen tröstenden Gott, an ein Jenseits im Mittelpunkt. Zu einem Topos der Geschichte der Tröstung ist der sterbende Sokrates geworden, der durch philosophische Dialoge den Schmerz der Freunde über seinen bevorstehenden Tod mildert. So ist - neben der Religion - gerade die Philosophie ein Medium, das Trost geben kann, und die sogenannte Konsolationsliteratur wurde zu einer eigenen literarischen Gattung, die mit dem der eigenen Sterblichkeit zugleich eine Zuversicht auf das Ende der Trauer geben will. Ebenso hat sich die Dichtung immer wieder zum Anwalt des Trostes gemacht. Gerade indem sie Leid, Verlassenheit und Trostlosigkeit thematisiert, gibt sie der individuellen Krisenerfahrung einen Rahmen, der selbst schon tröstlich sein und zu einer neuen Gelassenheit und Heiterkeit führen kann, zu dem Mut, das Leben neu zu gestalten. Bei Friedrich Hölderlin wird der Dichter zum Verkünder des Geistes, der "heitert", auch wenn die eigene Zeit eher "dürftig" erscheint. Fontane weiß: "In dem ew'gen Kommen, Schwinden, / Wie der Schmerz liegt auch das Glück, / Und auch heitre Bilder finden / Ihren Weg zu dir zurück." Und Theodor Storm verspricht: "So komme, was da kommen mag! / Solang du lebest, ist es Tag." Friedrich Nietzsche ist gewiss, dass Heiterkeit die "Einheit mit dem Herzen der Welt" wiederherzustellen vermag.
Am Volkstrauertag wird der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. In dieser Dokumentation widmet sich der Autor Hans-Joachim Simm daher der Frage, wie die Menschen seit der Antike mit dem Thema Trauer und Verlust umgegangen sind und was ihnen Trost gebracht hat.
Trost will Leid lindern. Der Zuspruch, den wir dem anderen geben, soll ihm helfen, mit Verlust und Trauer umzugehen, sein psychisches Gleichgewicht wiederherzustellen. Meist sind es die engsten Angehörigen oder Freunde, die durch Wort und Tat trösten. Umgekehrt kann auch derjenige, der schweres Leid erfährt oder am Ende seines Lebens steht, die aufrichten, die um ihn trauern. In Gespräch und Zwiegespräch steht oft der Glaube an einen tröstenden Gott, an ein Jenseits im Mittelpunkt. Zu einem Topos der Geschichte der Tröstung ist der sterbende Sokrates geworden, der durch philosophische Dialoge den Schmerz der Freunde über seinen bevorstehenden Tod mildert. So ist - neben der Religion - gerade die Philosophie ein Medium, das Trost geben kann, und die sogenannte Konsolationsliteratur wurde zu einer eigenen literarischen Gattung, die mit dem der eigenen Sterblichkeit zugleich eine Zuversicht auf das Ende der Trauer geben will. Ebenso hat sich die Dichtung immer wieder zum Anwalt des Trostes gemacht. Gerade indem sie Leid, Verlassenheit und Trostlosigkeit thematisiert, gibt sie der individuellen Krisenerfahrung einen Rahmen, der selbst schon tröstlich sein und zu einer neuen Gelassenheit und Heiterkeit führen kann, zu dem Mut, das Leben neu zu gestalten. Bei Friedrich Hölderlin wird der Dichter zum Verkünder des Geistes, der "heitert", auch wenn die eigene Zeit eher "dürftig" erscheint. Fontane weiß: "In dem ew'gen Kommen, Schwinden, / Wie der Schmerz liegt auch das Glück, / Und auch heitre Bilder finden / Ihren Weg zu dir zurück." Und Theodor Storm verspricht: "So komme, was da kommen mag! / Solang du lebest, ist es Tag." Friedrich Nietzsche ist gewiss, dass Heiterkeit die "Einheit mit dem Herzen der Welt" wiederherzustellen vermag.
Nur etwa 5000 von einer Million jüdischer Kinder in Polen konnten vor den Nationalsozialisten gerettet werden und haben überlebt. Heute sind sie über 80 Jahre alt.
Autor Conrad Lay ist ein paar dieser letzten Zeitzeugen in Warschau begegnet. Einige dieser Kinder wurden aus dem Warschauer Ghetto gerettet, in dem sich die leiblichen, jüdischen Eltern von ihnen trennten und sie über die Ghettomauern auf die „arische“ Seite hinüber schleusten. Polnische Pflegeeltern haben sie aufgenommen. Für die jüdischen Eltern war es die letzte Chance, zumindest ihre Kinder vor dem sicheren Tod zu retten. Und für die polnischen Pflegeeltern bedeutete es ebenfalls Lebensgefahr. Denn das Risiko war hoch, von antisemitischen Nachbarn der Gestapo gemeldet zu werden. Trotz aller Tragik und aller Dramen, diese „die Kinder des Holocaust“ erlebt haben, sind sie bis heute erstaunlich optimistisch. „Wie hätte ich ohne meinen Optimismus überleben können“, sagt einer von ihnen.
Jubel, Freudentränen und Feuerwerke am Brandenburger Tor - der Mauerfall und die Wiedervereinigung gelten vielen als glückliche Momente der deutschen Geschichte. In der Oppositionsbewegung der DDR dominierte jedoch Skepsis bis Ablehnung. Ihr mutiger Widerstand in den Kirchen und an Runden Tischen sowie ihr Engagement bei den großen Massendemonstrationen waren entscheidend für das Ende der SED-Diktatur. Doch schon bald nach dem Mauerfall zersplitterten die Gruppen und viele verschwanden enttäuscht von der politischen Bühne. Heute sind sie trotz dieser historischen Bedeutung in der Öffentlichkeit nur wenigen bekannt. Warum ist das so? Wie ist die Widerstandsbewegung der DDR entstanden und wie blicken die Oppositionellen von damals heute auf die Politik und das deutsch-deutsche Verhältnis?
Das Feature “Die Macht lag auf der Straße” basiert auf Interviews der amerikanischen Psychologin Molly Andrews. Seit der Wende hat sie mehr als ein Dutzend führende Bürgerrechtler*innen mehrfach interviewt - etwa zu frühen Momenten der Politisierung, ihrem Widerstand gegen die Stasi und SED, den Konflikten innerhalb der Bewegung oder dem Ostdeutschland von heute. Aus über 70 Stunden Tonbandmaterial entsteht eine vielstimmige Biographie der DDR-Opposition, von ihren Anfängen bis heute.
hr 2025
Manfred Krug, Armin Mueller-Stahl, Angelica Domröse, Jutta Hoffmann - viele bekannte DDR-Schauspielerinnen und Schauspieler, auch Regisseure wie Egon Günther, haben ihrem Staat schon vor der Wende den Rücken gekehrt und sind in den Westen gegangen. Andere, wie Uwe Kockisch, Jaecki Schwarz oder der Regisseur Andreas Dresen, blieben bis zum Ende und konnten auch im wiedervereinten Deutschland ihre Karriere fortsetzen. Viele andere jedoch, unter ihnen etliche herausragende Künstler, haben den Umbruch 1989/90 nicht unbeschadet überstanden. Die Engagements blieben aus. Einstige Stars und Publikumslieblinge mussten sich mehr schlecht als recht durchschlagen, haben den Beruf gewechselt oder sich verbittert zurückgezogen. Im Westen des Landes sind sie kaum bekannt, ihre großen Filme drohen in Vergessenheit zu geraten. Im Feature von Ulrich Teusch erzählen DDR-Schauspieler und -Regisseure ihre Geschichte(n), berichten von ihrer künstlerischen Arbeit, auch von ihren politischen Erfahrungen vor und nach der Wende. Ein Blick zurück - ohne Zorn, ohne „Ostalgie“ und stets getragen von der Hoffnung, dass nicht alles vergebens war.
In dieser Dokumentation aus dem Jahr 2015 sind auch der 2022 verstorbene Filmhistoriker Ralf Schenk und der 2017 verstorbene Regisseur Roland Gräf zu hören.
Ab dem 6. Oktober werden die Nobelpreise dieses Jahres bekannt gegeben. Alle Welt ist wieder gespannt, wer diesmal eine dieser überaus begehrten Auszeichnungen erhält. Es sind Menschen, die jahre- und jahrzehntelang intensiv geforscht haben und sich von Misserfolgen nicht beirren ließen. Aber mitunter spielen auch Geistesblitze und glückliche Einfälle eine Rolle. Auch sie führen zu Entdeckungen und zu Erfindungen. Sie stoßen Entwicklungen an und tragen zum Fortschritt der Menschheit bei. Jeder kennt das Aha-Erlebnis, ein Begriff, der um das Jahr 1900 von dem Sprachtheoretiker Klaus Bühler geprägt wurde. Er bezeichnet die plötzlich eintretende Einsicht in die Lösung eines Problems, bzw. das schlagartige Erkennen von Zusammenhängen.
Doch auch dem glücklichen Einfall geht meistens genaue Beobachtung und
Nachdenken voraus oder auch die Muße, von der man sagt, sie sei der
besondere Nährboden, aus dem die besten Gedankenleistungen entstehen.
Der Geistesblitz wird vorbereitet. Nur selten zuckt er aus heiterem
Himmel.
Alexander von Humboldt war unbequem. Er mischte sich politisch ein, in Deutschland und auch in anderen Ländern. Die portugiesische Regierung ließ ihn mit Haftbefehl suchen, so dass er nicht nach Brasilien reisen konnte. In den amerikanischen Präsidentenwahlkampf mischte er sich mit seinem Bekenntnis gegen die Sklaverei ein. In Deutschland zeigte er Sympathien für die Revolutionäre von 1848 und wandte sich scharf gegen jede Form von Antisemitismus. Andererseits wurde ihm vorgeworfen, dass er sich opportunistisch gegenüber manchen Regierungen verhalten habe, dass es den USA durch seine Forschungen möglich gewesen wäre, große Teile von Mexiko zu annektieren, und dass seine Beschreibung des Guano als Düngemittel zur Ausbeutung beigetragen hätte.
Am Ende steht die Frage: Was bleibt vom Lebenswerk Humboldts?
Alexander von Humboldt hat während seiner großen Reisen systematisch vor allem Pflanzen, aber auch Tiere gesammelt. Er nahm genaue Bestimmungen vor, beschrieb Pflanzenfamilien und die Bedingungen, unter denen sie sich entwickelten. Er sah einzelne Arten nicht mehr isoliert, sondern setzte sie in ihren natürlichen und kulturellen Kontext. Damit wurde er für die Pflanzenforschung wegweisend und bereitete Darwins Evolutionstheorie vor. Kleine Kabinettstücke sind seine Schilderungen von einzelnen Tier- und Pflanzenarten, wie dem Drachenbaum, den Fettvögeln, dem Kuhbaum oder dem Minati. Dass sein Forscherdrang, aus heutiger Sicht, auch Grenzen überschreiten konnte, zeigt seine Schilderung der Jagd auf „elektrische Aale“ mit Pferden.
Alexander von Humboldt begriff Klima als Wechselwirkung von Vorgängen in der Atmosphäre und auf der Erde. Das heißt, er erkannte Zusammenhänge, wo andere nur abgeschlossene Teile sahen. Er entwickelte das System der Isothermen, also der Linien gleicher Temperatur auf den Landkarten. Nach ihm ist auch der Humboldt-Effekt benannt. Er erkannte, dass Eingriffe in die Natur durch Menschenhand bei Klimaveränderungen eine bedeutende Rolle spielen. So beschrieb er zum Beispiel schon, dass die Abholzung von Wäldern zu Überschwemmungen, Erdrutschen und der damit verbundenen Verwüstung von Feldern führen kann.
Alexander von Humboldt forschte empirisch und multidisziplinär. Dazu gehörte es, dass er nicht nur sammelte und experimentierte, sondern alles, was sich vermessen ließ, auch wirklich vermaß: Er führte eine große Zahl von entsprechenden Instrumenten mit, bestimmte die geographische Länge, Breite und Höhe von Orten, den Erdmagnetismus, das Fallen und Streichen von Gesteinsschichten, Temperatur, Feuchtigkeit, Druck, Elektrizität, die Zusammensetzung der Luft, Wärme von Niederschlag und Gewässern und sogar die Bläue des Himmels. Besonders faszinierten ihn Vulkane und Erdbeben. Es gelang ihm auch, die lange vermutete Verbindung zwischen dem Orinoco und dem Amazonas nachzuweisen.1840 regte er erfolgreich an, ein weltweites Netz von Messstationen aufzubauen, um den Erdmagnetismus zu bestimmen.
Auf seinen Forschungsreisen wurde Humboldt mit den negativen Folgen des Kolonialismus und des Sklavenhandels konfrontiert. In seinen Tagebüchern, die nicht zur Veröffentlichung bestimmt waren, beschrieb er in drastischen Worten, was er gesehen hatte und was ihm erzählt worden war.
Solange er in Amerika war, hielt er sich mit Äußerungen zurück. Aber danach ergriff er vehement Partei für die unterdrückten Menschen. Besonders erschütterte ihn das Schicksal einer Guahiba-Mutter, der er eine vielbeachtete Erzählung widmete. In seinen beiden großen Berichten über Mexiko und Kuba prangerte er die koloniale Ausbeutung und vor allem die menschenverachtende Praxis des Sklavenhandels und des Umgangs mit versklavten Afrikanern an. Bis zu seinem Tod wurde er nicht müde, für ein Verbot der Sklaverei zu kämpfen.
Alexander von Humboldt betrieb auf seinen Reisen vergleichende Kulturforschung. Er untersuchte die Lebensweisen der von ihm besuchten Völker, studierte ihre Sprachen, ihre Kultur, zeichnete ihre Rituale und religiöse Praktiken auf, versuchte ihre Medizin und ihre Zeichen zu verstehen, probierte im Selbstversuch Pfeilgifte und Drogen.
Die Schlussfolgerungen, die er daraus zog, sind nicht ohne Widersprüche. Nur zögernd relativierte Humboldt seine eurozentrischen Vorstellungen. Ein großartiges Beispiel für sein vom humanistischen Ethos geprägtes Denken ist sein Essay über Die Einheit des Menschengeschlechts, in dem er die „gesamte Menschheit, ohne Rücksicht auf Religion, Nation und Farbe“ als „einen großen, nahe verbrüderten Stamm“ sah.
Mit einer Sondergenehmigung der spanischen Krone durfte Alexander von Humboldt am 5. Juni 1799 von La Coruña aus nach Südamerika aufbrechen. Fünf Jahre erforschte er das spanische Kolonialgebiet, zunächst auf den Flüssen Orinoco und Rio Negro, auf Kuba und in dem nördlichen Teil Südamerikas. Die Besteigung des Chimborazo, der damals als der höchste Berg der Welt galt, war der Höhepunkt der gesamten Reise.
Ein Jahr hielt sich Humboldt in Mexiko auf, und kurz vor seiner Rückfahrt begegnete er dem amerikanischen Präsidenten Jefferson in Washington. Seine zweite große Expedition führte Humboldt von April bis Dezember 1829 nach Russland. Sowohl das spanische Königshaus als auch der russische Zar erwarteten sich von ihm Vorschläge zur besseren Nutzung der Bodenschätze. Über seine Reiseerlebnisse, die im Mittelpunkt dieser Folge stehen, berichtete Humboldt in zahlreichen Briefen und später in seinen Schriften.
Alexander von Humboldt wurde am 14. September 1769 in Berlin geboren und wie sein älterer Bruder Wilhelm von Hauslehrern auf dem Familien-Schloss Tegel unterrichtet. Schon während seines Studiums arbeitete er als Bergbauspezialist für den preußischen König.
Das elterliche Erbe ermöglichte ihm von 1799 bis 1804 eine große Forschungsreise nach Amerika, deren reichen Ertrag er in den Jahrzehnten danach in umfangreichen wissenschaftlichen Werken veröffentlichte. Eine zweite große Reise führte ihn 1829 nach Russland. Seine Erfahrungen während der Expeditionen machten ihn zu einem Kritiker des Kolonialsystems und einem erbitterten Gegner der Sklaverei. Humboldt starb am 6. Mai 1859 in Berlin.
Computerspiele sind digitale Labore, in denen wir nicht nur spannende Weltraumabenteuer erleben können, sondern in denen wir mit virtuellen Doppelgängern der Erde experimentieren.
Spieleklassiker wie "Sim Earth" oder Flugsimulatoren simulieren nicht nur ökologische Zusammenhänge oder atemberaubende Ausblicke, sondern auch das menschliche Verhalten, das unsere Umwelt prägt. Doch während wir die Natur im Spiel kontrollieren und modellieren, werfen diese digitalen Welten auch Fragen über unser eigenes Selbstbild auf: Welche Rolle nehmen wir in diesen virtuellen Erden ein? Wie prägen diese Modelle unsere Vorstellungen von Besitz, Wachstum und Verantwortung in der realen Welt? Können wir durch das Spielen lernen, unsere Beziehung zur Erde neu zu denken? Wir besuchen virtuelle Welten und sprechen mit Expertinnen und Experten wie Alenda Chang über die Verbindung zwischen Spielen, Wissenschaft und ökologischer Vorstellungskraft.
hr 2025
Das Meer hat schon immer zu tiefgründigem Nachdenken angeregt und trotz aller Gefahren zu friedlichen oder weniger friedlichen Unternehmungen herausgefordert.
In allen Religionen gilt Wasser als Urquell des Lebens und als Element der Reinigung. Die zu Beginn der Schöpfung mit Wasser bedeckte Erde und die großen Fluten, die aus Strömen und vom Ozean über das Land hereinbrechen, wurden aber auch zum Sinnbild einer zerstörerischen Natur; Wasser steht nicht nur für den Anfang des Lebens, sondern auch für sein Ende. Ozean und Schifffahrt wurden Allegorien für Begrenzung und Grenze ebenso wie für Offenheit und Neugier, für menschliche Sehnsucht und Aufbrüche ins Ungewisse, für Gefahren und Chancen in der Begegnung mit dem Unbekannten. Das Meer brachte Gesellschaften und Kulturen einander nahe, doch es war auch Schauplatz militärischer Aktionen, und Seereisen trugen, bevor sie zur touristischen Attraktion wurden, zur Verbreitung von Krankheiten bei. Die Philosophie sah im maritimen Aufbruch auch eine Begegnung mit sich selbst, eine Fahrt in das offene Meer der Unendlichkeit, in ein Denken als Prozess, der kein Ende hat. In Gedichten, Erzählungen, Romanen und Epen gestaltet Literatur die Faszination des Meeres mit glücklicher Fahrt, lieblichem Strand und sicherem Hafen ebenso wie schicksalhafte Irrfahrten und den Kampf mit den Naturgewalten von Sturm und Brandung.
Der Drang, die Welt zu erkunden, ist ein tiefes menschliches Bedürfnis über alle Zeiten und Kulturepochen hinweg, Garant und Motor für Fortschritt. Das "Fernweh" aber ist eine romantische Kategorie, und in der Tat ist es noch nicht lange her, dass die Menschen begonnen haben, aus reinem Vergnügen zu reisen - eine "Bedürfnisindustrie" dafür zu schaffen, wie es Hans Magnus Enzensberger ausdrückte, der eine Theorie des Tourismus entwarf. Den ersten Massentourismus gab es Mitte des 19. Jahrhunderts in unseren Breitengraden am Rhein, und es waren die Engländer, die die "Rheinromantik" erfanden. In der Sendung begeben wir uns selbst auf die Reise: von den Karawanenzügen der alten Zeit über die Pilgerreisen des Mittelalters und die wagemutigen Seefahrten im Zeitalter der Entdeckungen bis zum "Teutonengrill" an europäischen Mittelmeerstränden, von Odysseus bis Neckermann, von Captain Cook über Robinson Crusoe bis hin zum modernen Tourismus samt seiner Ambivalenzen, Kollateralschäden und vermeintlichen Alternativangebote. Das sentimentalische Fernweh indes, Ausdruck eines romantisch gebrochenen Lebensgefühls, ist eine unerfüllbare Sehnsucht geblieben.
Man kann Chancen ergreifen oder sie verpassen. Wie aber sieht es aus mit der sogenannten "zweiten Chance"? Auf jeden Fall bekommt man sie nicht einfach geschenkt. Will man sie ergreifen, muss einiges dafür getan werden. Es erfordert eingehende Selbstbefragung und Öffnung auf eine neue Lebensperspektive hin. Wie kann man sich etwa nach Fehlentscheidungen, Scheitern oder gravierenden Lebenseinschnitten eine zweite Chance geben? Und wie sieht es aus mit dem "second wind" im Alter? Denn auch der Schritt aus dem Berufsleben heraus bedeutet eine Herausforderung. Er kann eine neue Perspektive eröffnen, aber auch Ängste auslösen. Wie beschreiben Menschen, die ihre zweite Chance ergriffen haben, ihren Weg dahin? Darüber sprechen Menschen mit ihren unterschiedlichen Erfahrungen in diesem Feature.
Bad Arolsen, eine Kleinstadt in Nordhessen mit bewegter Geschichte. In kaum einem Ort treffen NS-Vergangenheit und dessen Aufarbeitung so stark aufeinander. Josias Fürst zu Waldeck und Pyrmont, der im prächtigen Residenzschloss lebte, stieg zum SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS auf. In der Kaserne von Arolsen war ein ganzes SS-Regiment untergebracht, später eine SS-Führerschule. Hier existierte ab Herbst 1943 auch ein Außenlager des KZ Buchenwald. Bis in die 1980er Jahre fanden in dem Ort regelmäßig Treffen der „Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS“ (HIAG) statt.
Nach der NS-Zeit zog aber auch eine internationale Organisation in die Stadt ein: Der Internationale Suchdienst, abgekürzt ITS (für International Tracing Service), später umbenannt in „Arolsen Archives - International Center on Nazi Persecution“. Die Arolsen Archives sind heute eine weltweit bekannte Institution, ein Zentrum für Dokumentation, Information und Forschung über die nationalsozialistische Verfolgung, NS-Zwangsarbeit sowie den Holocaust, und das weltgrößte Archiv zu Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Das Feature zeigt, wie nah sich Opfer und Täter kommen können und wie die Kleinstadt sich heute um die Aufarbeitung der Vergangenheit bemüht.
Dass die Ehen im Himmel geschlossen und auf Erden vollzogen werden,
ist eine Binsenweisheit. Bundesweit werden mehr als ein Drittel
aller Ehen irgendwann einmal wieder geschieden. Umfragen belegen aber, dass die lebenslange Liebe ebenso wie die lebenslange Ehe Sehnsucht und das Ziel von Männern wie Frauen darstellt. Wie aber wird aus diesem Wunsch eine geglückte Wirklichkeit? Diese Frage stellt die Autorin Astrid Nettling wissenschaftlichen Expertinnen und Experten und mehreren Ehepaaren, die schon sehr lange glücklich verheiratet sind.
Es ist ein ungeheures Unterfangen, das Rétif de la Bretonne in der Vorrede seines Buches ankündigt: »Ich gehe daran, Ihnen hier das ganze Leben eines Ihrer Mitmenschen vorzulegen, ohne etwas zu verschleiern, weder von seinen Gedanken, noch von seinen Taten. Der Mensch, dessen Seele ich hier anatomieren werde, konnte allerdings kein anderer sein als ich selbst.« Und er macht ernst - völlig ungeschminkt erzählt er alles, was ihn einst bewegte, alles, was er tat, und alles, was er dachte: Gutes wie Böses, Edles, Niederträchtiges, Verwerfliches, Peinliches, Obszönes, Widerliches, Naives, Lobenswertes. Alles. Und er schreibt damit eines der schonungslosesten, aber auch großartigsten Memoirenwerke aller Zeiten, ebenbürtig einem Samuel Pepys, Jean-Jacques Rousseau oder Giacomo Casanova. Von der Jugend auf dem Land über die Zeit in der Klosterschule bis in die Zeit als Drucker und Schriftsteller in Paris, wo er zum berühmtesten Beobachter der niederen Stände wird. Unzähligen Frauen begegnet der leicht entflammbare und triebhafte Rétif auf seinem Weg, und auf alle möglichen Weisen versucht er sich ihnen zu nähern. Er liefert ein ungemein reichhaltiges Zeitbild Frankreichs vor und während der Revolution - und eine Tiefenbohrung in die menschliche Psyche, wie es sie vorher noch nie gab und auch lange danach nicht mehr geben sollte.
Der Autor des Porträts des französischen Dichters ist der Schriftsteller und Übersetzer Reinhard Kaiser. Er wird am 7. März 75 Jahre alt.
Am Volkstrauertag wird der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. In dieser Dokumentation widmet sich der Autor Hans-Joachim Simm daher der Frage, wie die Menschen seit der Antike mit dem Thema Trauer und Verlust umgegangen sind und was ihnen Trost gebracht hat.
Trost will Leid lindern. Der Zuspruch, den wir dem anderen geben, soll ihm helfen, mit Verlust und Trauer umzugehen, sein psychisches Gleichgewicht wiederherzustellen. Meist sind es die engsten Angehörigen oder Freunde, die durch Wort und Tat trösten. Umgekehrt kann auch derjenige, der schweres Leid erfährt oder am Ende seines Lebens steht, die aufrichten, die um ihn trauern. In Gespräch und Zwiegespräch steht oft der Glaube an einen tröstenden Gott, an ein Jenseits im Mittelpunkt. Zu einem Topos der Geschichte der Tröstung ist der sterbende Sokrates geworden, der durch philosophische Dialoge den Schmerz der Freunde über seinen bevorstehenden Tod mildert. So ist - neben der Religion - gerade die Philosophie ein Medium, das Trost geben kann, und die sogenannte Konsolationsliteratur wurde zu einer eigenen literarischen Gattung, die mit dem der eigenen Sterblichkeit zugleich eine Zuversicht auf das Ende der Trauer geben will. Ebenso hat sich die Dichtung immer wieder zum Anwalt des Trostes gemacht. Gerade indem sie Leid, Verlassenheit und Trostlosigkeit thematisiert, gibt sie der individuellen Krisenerfahrung einen Rahmen, der selbst schon tröstlich sein und zu einer neuen Gelassenheit und Heiterkeit führen kann, zu dem Mut, das Leben neu zu gestalten. Bei Friedrich Hölderlin wird der Dichter zum Verkünder des Geistes, der "heitert", auch wenn die eigene Zeit eher "dürftig" erscheint. Fontane weiß: "In dem ew'gen Kommen, Schwinden, / Wie der Schmerz liegt auch das Glück, / Und auch heitre Bilder finden / Ihren Weg zu dir zurück." Und Theodor Storm verspricht: "So komme, was da kommen mag! / Solang du lebest, ist es Tag." Friedrich Nietzsche ist gewiss, dass Heiterkeit die "Einheit mit dem Herzen der Welt" wiederherzustellen vermag.